Mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung besteht weiterhin ein deutlicher Lohnunterschied zwischen Ost- und Westdeutschland. Vollzeitbeschäftigte im Osten verdienen laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) im Schnitt rund 13.400 Euro brutto weniger im Jahr als ihre Kollegen im Westen. Das entspreche einer Entgeltlücke von fast 21 Prozent. Symbolisch bedeutet das: Ab dem 16. Oktober arbeiten Beschäftigte im Osten rechnerisch bis Jahresende umsonst.
Als Hauptgrund für die Lohnlücke nennt der DGB die geringe Tarifbindung. Nur 42 Prozent der Beschäftigten in den neuen Bundesländern arbeiteten demnach in tarifgebundenen Betrieben, im Westen seien es 50 Prozent. In Sachsen-Anhalt verdienten Beschäftigte mit Tarifvertrag im Schnitt 718 Euro mehr im Monat – in Thüringen bringe ein Tarifvertrag im Schnitt 740 Euro mehr im Monat.
Lohnlücke trotz Einheit – ein andauerndes Versprechen
DGB-Vertreter fordern daher ein Bundestariftreuegesetz. Öffentliche Aufträge sollten künftig nur noch an Unternehmen vergeben werden, die Tariflöhne zahlten. Das sei der entscheidende Hebel, um Lohndumping zu stoppen und die Tarifbindung zu stärken, erklärte der Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph.
Die DGB-Landesleiterin in Sachsen-Anhalt, Susanne Wiedemeyer, sagte: «Die Lohnlücke zu schließen, bleibt ein offenes Versprechen der Deutschen Einheit.»
Die geringere Tarifbindung im Osten wirkt sich laut dem DGB auch auf mögliche Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld aus. Diese seien meist tariflich vereinbart und würden somit den ostdeutschen Beschäftigten seltener oder im geringeren Umfang ausgezahlt.
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