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Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen so hoch wie lange nicht

Die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen hat den höchsten Stand seit Jahren erreicht - im Oktober waren rund 15.200 Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren betroffen (Symbolbild).   / Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen hat den höchsten Stand seit Jahren erreicht - im Oktober waren rund 15.200 Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren betroffen (Symbolbild). / Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Gut jeder vierte Azubi in Sachsen bricht seine Ausbildung ab. Oft ist das Ausgangspunkt einer verhängnisvollen Entwicklung. Betroffene finden nur schwer einen Job.

Die Jugendarbeitslosigkeit hat in Sachsen sich seit 2019 stark zugenommen. Das ergab eine Kleine Anfrage der Grünen im Landtag. Nach Auskunft der Regierung stieg die Zahl der Jugendlichen ohne Arbeit in den vergangenen sechs Jahren von etwa 9.500 auf fast 17.000 Mitte dieses Jahres. Die Grünen fordern ein «entschlossenes Gegensteuern». 

«Immer mehr Jugendliche in Sachsen sind ohne Job. Doch anstatt die Ursachen zu analysieren und systematisch Gegenmaßnahmen zu ergreifen, schreibt die Staatsregierung lieber Tabellen der Bundesagentur für Arbeit ab», kritisierte die Abgeordnete Christin Melcher (Grüne). Wer heute 16 oder 17 Jahre alt sei, brauche Orientierung, stabile Begleitung und erreichbare Ausbildungsangebote. 

«Stattdessen schiebt die Staatsregierung die Verantwortung auf die Jugendlichen ab und verweist in ihrer Antwort darauf, dass die Bewerberinnen und Bewerber an 'Leistungsfähigkeit', 'Belastbarkeit' oder 'Basiskenntnissen' scheitern würden. Solche Pauschalurteile helfen keinem jungen Menschen weiter», betonte die Grünen-Politikerin.

Betriebe bemängeln fehlende Ausbildungsreife

Das Wirtschaftsministerium hatte in der Antwort auf die Anfrage darauf verwiesen, dass Betriebe oft eine fehlende Ausbildungsreife bei Bewerbern bemängelten. «Das betrifft insbesondere Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, aber auch Basiskenntnisse und Sozialverhalten. Jugendliche präferieren dagegen nicht selten bestimmte 'Wunschberufe', Arbeitszeiten, Vergütung oder Perspektiven.» 

Die Grünen verlangen nun unter anderem eine Strategie zur Stärkung der beruflichen Bildung, eine bessere Berufsorientierung, Anreize für Praktika und mehr Jugend- und Schulsozialarbeit. Die Pendelzeit zwischen Wohnung und Ausbildungsstätte und die Wohnraumsituation seien in der Planung des Berufsschulnetzes zu berücksichtigen. 

Die Bundesagentur für Arbeit lieferte auf Anfrage aktuellere Zahlen. Demnach waren im Jahresdurchschnitt 2024 in Sachsen rund 13.800 Menschen im Alter zwischen 15 und unter 25 Jahren ohne Job. Das sind etwa 1.600 mehr als im Jahr zuvor. Im Oktober betraf das 15.200 junge Leute, 8,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag die Arbeitslosenquote der Jüngeren mit 7,2 Prozent über der Gesamtquote von 6,8 Prozent.

Vor allem junge Leute ohne Berufsabschluss und Migranten betroffen

«Besonders betroffen sind junge Menschen ohne Berufsabschluss und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Gründe liegen vor allem in der wirtschaftlichen Unsicherheit, den konjunkturellen Anpassungen vieler Betriebe und dem Zuzug Geflüchteter», teilte die Arbeitsagentur mit. Dennoch habe man mit einer abgeschlossenen Ausbildung weiter gute Chancen am Arbeitsmarkt.

«Jugendarbeitslosigkeit hat viele Ursachen – am besten verhindert sie Qualifikation. Eine abgeschlossene Berufsausbildung bleibt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und auch wenn der Arbeitsmarkt schwächelt, werden Fachkräfte weiterhin dringend gesucht», betonte Klaus-Peter Hansen, Chef der Arbeitsagentur in Sachsen.

Der Abbau der Jugendarbeitslosigkeit bleibt eine wichtige Aufgabe. «Wir wissen: Jeder junge Mensch wird gebraucht – gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung. Viele junge Menschen haben ein Talent – es gilt, dieses zu entdecken zu fördern und für Betriebe in Sachsen nutzbar zu machen», so Hansen.

Arbeitsagentur gewährt Betroffenen vielfach Unterstützung

Nach Angaben von Hansen unterstützen die Arbeitsagenturen junge Menschen und auch die Arbeitgeber - von Berufsberatung und Ausbildungsvermittlung über Qualifizierung bis hin zu finanzieller Förderung - etwa mit Lohnzuschüssen. Auch vorbereitende Bildungsmaßnahmen und eine Nachhilfe während der Ausbildung, Bewerbungs- und Fahrtkosten würden bezuschusst.

Laut Arbeitsagentur hatte die Jugendarbeitslosigkeit im Zeitraum von 2008 bis 2019 abgebaut werden können - von 31.936 auf 9.540 Betroffene. Damals sei der Arbeitsmarkt sehr dynamisch gewesen, hieß es. Doch dann kam die Corona-Pandemie und die Zahlen gingen wieder nach oben. 2020 stieg die Zahl auf 11.536. In diesem Jahr waren es im Schnitt knapp 15.000. 

Mehr als zwei Drittel der arbeitslosen Jugendlichen haben einen Schulabschluss, drei Viertel aber keine Ausbildung, teilte die Arbeitsagentur weiter mit. 2024 seien zwei Drittel aller jugendlichen Arbeitslosen Deutsche und 32,1 Prozent ausländische Staatsbürger gewesen. 2015 habe der Anteil der Ausländer noch bei sechs Prozent gelegen.

Ein weiteres Problem: Mehr als jeder vierte Azubi in Sachsen beendet seine Ausbildung vorzeitig. Jede dritte Vertragslösung erfolgt im ersten Ausbildungsjahr. «Das kostet Geld, Potenzial, Zeit und Erfolge für die jungen Menschen, die nach einem reibungslosen Übergang in die Arbeitswelt suchen», erklärte Agentur-Sprecher Frank Vollgold.

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