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GEW-Vorsitzende: Fachkräftemangel im Bildungsbereich immens

Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel. / Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild
Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel. / Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Corona, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, fehlendes oder schlecht verteiltes Geld - das Bildungssystem und die Lehrkräfte stoßen an ihre Grenzen. Über allem schwebt der Fachkräftemangel mit erschreckenden Zahlen.

Der Fachkräftemangel im Bildungsbereich läuft nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) völlig aus dem Ruder. «In den kommenden fünf bis sechs Jahren fehlen uns 200.000 Beschäftigte in der frühkindlichen Erziehung und 250.000 in den Schulen», sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern vor dem Start des GEW-Gewerkschaftstages am Dienstag in Leipzig. Wenn der Teufelskreis von Überlastung und Mangel nicht durchbrochen werde, drohe ein noch größeres Defizit an Lehrkräften.

Entscheidend seien bessere Arbeitsbedingungen und eine Senkung der Belastung, forderte Finnern. Derzeit berichteten knapp 92 Prozent der Lehrkräfte von einer Überlastung. Hinzu komme eine Abbruchquote von bis zu 50 Prozent in einigen Lehramtsstudiengängen. «Ohne attraktive Rahmenbedingen bekommen wir keinen Nachwuchs», betonte Finnern.

Auf dem Gewerkschaftstag der GEW in Leipzig diskutieren 432 Delegierte aus 16 Bundesländern bis Freitag zudem über die Herausforderung in der Corona-Pandemie, den Umgang mit den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und eine andere Verteilung der Bundesmittel aus dem Digitalpakt. Der Gewerkschaftstag der größten Organisation im Bildungsbereich findet nur alle vier Jahre statt.

Die GEW erwartet in den kommenden Jahren bis zu 400.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, die in Kitas und Schulen betreut und unterrichtet werden müssen. «Das verstärkt den Fachkräftemangel nochmals, weil dafür Zehntausende speziell ausgebildete Lehrkräfte benötigt werden», erläuterte Finnern.

Ein besonderes Augenmerk legt die GEW auf den Umgang der Bundesregierung mit der Corona-Pandemie. «Ich bin fassungslos, dass die Schulen im 3. Pandemiejahr immer noch nicht fitgemacht worden sind», beklagte Finnern. Zahlreiche Gebäude seien in einem desolaten Zustand. Zudem müsse das am 23. September auslaufende Infektionsschutzgesetz dringend verlängert werden, um den Schulen eine konkrete Handhabe für Gesundheitsschutzmaßnahmen zu geben. «Und bitte keine kurzfristigen Änderungen mehr. Die bringen die Schulen an den Rand des Umsetzbaren.»

Außerdem muss nach Angaben der Bildungsgewerkschaft die politische Bildung an den Schulen einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. «Diese kommt im Lehrplan oft viel zu kurz, hat häufig die höchste Ausfallquote und wird leider immer noch vielfach von fachfremden Lehrkräften unterrichtet», erläuterte Finnern. Dabei seien Kitas und Schulen Orte, in denen Demokratie gelernt werden könne.

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