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Verdi will nach Corona-Zwangspause wieder Amazon bestreiken

Verdi-Banner mit der Aufschrift «Wir streiken» vor einem Amazon-Logistik-Zentrum. Foto: Guido Kirchner/dpa/Archivbild
Verdi-Banner mit der Aufschrift «Wir streiken» vor einem Amazon-Logistik-Zentrum. Foto: Guido Kirchner/dpa/Archivbild

Die Gewerkschaft Verdi will den Tarifkonflikt mit dem Online-Händler Amazon nach einer coronabedingten Zwangspause wieder ankurbeln. «Wir bleiben am Ball und werden jetzt die nächsten Aktivitäten ins Leben rufen», sagte der für den Einzel- und Versandhandel zuständige Verdi-Bundesfachgruppenleiter, Orhan Akman, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir werden keine Ruhe geben, bis wir einen Tarifvertrag haben.» An diesem Donnerstag jährt sich Dauer-Tarifkonflikt zum siebten Mal. Am 14. Mai 2013 veranstaltete die Gewerkschaft am größten deutschen Standort im osthessischen Bad Hersfeld und in Leipzig den ersten regulären Streik.

Akman sagte in Berlin zum anhaltenden Streit mit dem weltgrößten Versandhändler: «Das ist einer der längsten Arbeitskämpfe in der deutschen Gewerkschaftsgeschichte und auch einer der härtesten. Wir kämpfen gegen einen Giganten, der über enorme wirtschaftliche Möglichkeiten verfügt. Dafür brauchen wir einen langen Atem. Leider glaubt Amazon, mit Geld alles erreichen zu können.»

Akman befand: «Wir können stolz sein, was wir in den vergangenen Jahren erreicht haben.» Mittlerweile gebe es an fast allen Standorten einen Betriebsrat. «Wir haben Demokratie in das Unternehmen getragen. Früher endete das an den Eingangstüren.» Amazon sehe sich seit längerer Zeit gezwungen, in Image-Kampagnen zu investieren, um seinen vor Jahren doch recht angekratzten Ruf aufzupolieren.

Um den Branchenprimus unter Druck zu setzen, will Verdi wieder streiken. Zuletzt waren solche Aktionen nicht mit den Schutzregeln vor dem Coronavirus vereinbar. Mit den Lockerungen gibt es wieder Spielraum. «Normalerweise hätten wir bereits seit März wieder Aktionen gestartet. Durch Corona wurden wir eingeschränkt. Aber wir haben das ganze Jahr 2020 durchgeplant und sind gut aufgestellt.» Verdi will auch weiter an seiner internationalen Vernetzung arbeiten und mit ausländischen Gewerkschaften kooperieren.

Amazon zeigt sich gelassen. Ein Sprecher bilanzierte: «Wir sehen, dass die Streikaufrufe immer weniger Auswirkungen auf unsere Arbeit haben. Wir können auch nicht erkennen, dass zuletzt mehr gestreikt wurde.» Auf Anfrage wollte oder konnte weder Amazon noch Verdi eine Übersicht zur Streikentwicklung in den vergangenen Jahren geben. Amazon verwies darauf, dass es in den vergangenen Jahren an den neu eröffneten Standorten keine Streiks gegeben habe. Der Sprecher sieht darin einen Beleg für die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter.

Der Amazon-Sprecher betonte: «Amazon beweist jeden Tag, dass wir auch ohne Tarifvertrag ein fairer und verantwortungsbewusster Arbeitgeber sind. Was die Gewerkschaft angeblich erreichen will, bietet Amazon bereits: faire Bezahlung, attraktive Zusatzleistungen und Sicherheit am Arbeitsplatz.» Die Löhne in den Logistikzentren müssten den Vergleich mit entsprechenden Jobs nicht scheuen. Mehr als 8000 Mitarbeiter seien seit mehr als fünf Jahren bei Amazon beschäftigt. «Wir arbeiten an den Standorten konstruktiv mit den Betriebsräten zusammen. Sie werden von allen Mitarbeitern gewählt und vertreten sie in Gesamtheit. Das ist der Unterschied zur Gewerkschaft.» Bundesweit hat Amazon 13 Logistikstandorte mit rund 13 000 Festangestellten.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Verdi-Banner mit der Aufschrift «Wir streiken» vor einem Amazon-Logistik-Zentrum. Foto: Guido Kirchner/dpa/Archivbild

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