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Atommüll-Endlager gesucht: Diskussion nimmt Fahrt auf

Roland Sauerbrey. Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Roland Sauerbrey. Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Lange Zeit war es eher ruhig um das Thema Atommüll und die brisante Frage nach einem Endlager für das strahlende Erbe. Nun könnte die Diskussion darüber wieder Fahrt aufnehmen - auch in Sachsen. Denn am Montag soll ein mehrere Hundert Seiten langer Bericht preisgeben, welche Gebiete nach geologischen Kriterien für ein Atommüll-Endlager grundsätzlich in Frage kommen könnten. Sind Gebiete im Erzgebirge oder etwa in der Lausitz darunter?

Noch ist nichts entschieden, erklärt der sächsische Physiker und Professor am Helmholtz-Zentrum in Dresden-Rossendorf, Roland Sauerbrey, und mahnt Sachlichkeit an. «Wir stehen noch ganz am Anfang und es geht im Wesentlichen um Daten und Fakten. Eine starke Politisierung des Prozesses ist gegenwärtig aus meiner Sicht weder erforderlich, noch für die potenziell ‎Betroffenen hilfreich», sagte Sauerbrey der Deutschen Presse-Agentur.

Der Physiker gehört dem 18-köpfigen nationalen Begleitgremium an, das den Behörden im Auswahlverfahren auf die Finger schaut. «Wir wollen dafür sorgen, dass der Prozess transparent ist. Jeder Bürger kann sich ‎zudem daran beteiligen‎», erklärte Sauerbrey.

Am Montag legt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) einen bundesweiten Zwischenbericht vor. Dieser weist sogenannte Teilgebiete aus, die nach geologischen Kriterien für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll genauer unter die Lupe genommen werden sollen. Eine Vorfestlegung auf einen Standort ist damit noch nicht verbunden. Bis 2031 soll das Suchverfahren in Deutschland abgeschlossen sein, bis etwa 2050 soll das Endlager seinen Betrieb aufnehmen.

Der Atommüll - 1900 Castorbehälter - soll unterirdisch tief in einem Bergwerk entsorgt werden. Als geologische Formationen kommen Salz, Ton und kristallines Gestein wie Granit in Frage. Die Gebiete müssen zudem bestimmte Größenvorgaben erfüllen. In Sachsen kommen entsprechende Formationen laut Umweltministerium in vier Regionen vor: Granit in der südlichen Lausitz auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratkilometern, das Kristallingestein Gneis im Osterzgebirge auf mehr als 800 Quadratkilometern, das Gestein Granulit nördlich von Chemnitz ebenfalls auf einer größeren Fläche sowie Granit im Westerzgebirge auf rund 90 Quadratkilometern.

Welche Regionen deutschlandweit auch als potenzielle Endlagerorte ausgewählt werden: «Ich glaube natürlich nicht, dass es ohne Proteste abgehen wird, hoffe allerdings, dass so viel Vertrauen ‎in den Prozess aufgebaut werden kann, dass wenigstens eine Kultur entsteht, in der gegensätzliche ‎Standpunkte argumentativ und nicht mit Gewalt ausgetragen werden», sagte Sauerbrey.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung forscht seit 2017 nach einem Endlagerstandort für hoch radioaktiven Abfall und prüft zunächst geologische Gegebenheiten. Die bundesweite Endlagererkundung war angesichts des jahrzehntelangen hartnäckigen Widerstands gegen den Ende der 1970er Jahre ins Auge gefassten Standort im niedersächsischen Gorleben gestartet worden. Seither gilt bei der Suche die «weiße Landkarte» – kein Standort in Deutschland ist demnach ausgenommen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Roland Sauerbrey. Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild