Kein Tor, kein Sieg - dafür eine fragwürdige Diskussion über seine Zukunft: Der Abschied von Timo Werner stand im krassen Gegensatz zu den bisweilen spektakulären vier Jahren im Trikot von RB Leipzig. Erst lächelte der Stürmer vor dem Anpfiff schüchtern in die Kameras der Fotografen, dann setzte er sich nach seiner Auswechslung auf einen der vielen freien Plätze in der fast leeren Red Bull Arena. Beim 0:2 gegen Borussia Dortmund, seinem letzten Heimspiel in der Fußball-Bundesliga vor seinem Wechsel zum FC Chelsea, wollte dem Nationalspieler nicht wirklich viel gelingen.
«Es ist für ihn bisschen schade nach so einer langen Zeit mit vielen Toren vor seinen Fans. Der Terminkalender in England ist straffer, vielleicht kommt er irgendwann mal vorbei. Das wäre mein spontaner Vorschlag. Dass er zu einem gegebenen Zeitpunkt, wenn die Fans wieder da sind, nochmal vorbeischaut und dann nochmal verabschiedet wird in dem Rahmen, in dem es auch angemessen ist», sagte Trainer Julian Nagelsmann bei Sky. Werner selbst schwieg lieber.
Am Ende qualifizierte sich RB so gut wie sicher erneut für die Champions League. Drei Punkte und mehr als 20 Tore Vorsprung sind es vor dem Fünften Bayer Leverkusen vor dem letzten Spieltag. «Die letzten Wochen waren von uns nicht gut. Aber natürlich sind wir stolz darauf, wieder in der Champions League zu sein», sagte Spielmacher Emil Forsberg. Der Edeltechniker aus Schweden wird schon im August beim Blitzturnier der Champions League in Lissabon auf seinen Lieblingsadressaten Werner verzichten müssen.
Und genau daran stören sich Ex-Profis wie Stefan Effenberg und Lothar Matthäus brechen eine aus Leipziger Sicht unnötige Diskussion vom Zaun. «Was mich ärgert ist, dass Timo jetzt in eine Ecke gestellt und als schlechter Sportsmann dargestellt wird, der seine Teamkollegen im Stich lässt», sagte sein Berater Karlheinz Förster «Sport1» und stellte klar: «Es wäre für Timo alles andere als ein guter Start bei seinem neuen Club gewesen, wenn er nach dem Urlaub erst noch für die Vorbereitung und die Champions League nach Leipzig hätte zurückzukehren sollen.»
Deshalb entschieden alle Parteien im Rahmen des 53-Millionen-Deals, dass Werner für das Viertelfinale der Königsklasse nicht im RB-Kader stehen wird. Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff glaubt hingegen nicht an einen freiwilligen Verzicht. «Timo will immer spielen. Vielleicht gibt es da auch wirtschaftliche Aspekte. Zum Beispiel, dass Chelsea gesagt hat: Wir können nicht das Risiko eingehen, dass er verletzt oder müde bei uns anfängt. Ich glaube, dass da von verschiedenen Seiten Druck auf Timo ausgeübt wurde», sagte der 52-Jährige am Sonntag im «Sport1 Doppelpass».
Abseits der weiteren - und wohl letzten - Werner-Aufregung herrschte bei RB Erleichterung dank der erneuten Qualifikation für den größten europäischsten Wettbewerb. Denn durch die zu erwartenden Prämien bleibt es für RB Leipzig wohl «nur» bei coronabedingten Mindereinnahmen von etwa 20 Millionen Euro. Andernfalls hätte sich diese Zahl womöglich verdoppelt.
Gut gespielt hat RB gegen den BVB dennoch nur in gewissen Phasen der zweiten Halbzeit. «In der ersten Halbzeit waren wir körperlich total unterlegen, gerade im Mittelfeld. Die Robustheit war nicht da», befand Nagelsmann. Zudem wurde offensichtlich, dass die Leipzig-Profis körperlich auf dem Zahnfleisch kriechen. Da dürfte es ganz gelegen kommen, dass die Partie am Samstag in Augsburg ein besseres Freundschaftsspiel sein wird.
Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH
Bilder: Leipzigs Timo Werner. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild-Pool/dpa/Archivbild