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Diakoniechef: «Haben einen Riecher, wo es am meisten brennt»

Der Staat sollte nach Ansicht der Diakonie die Wohlfahrtspflege mehr als Partner begreifen. (Archivbild) / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Der Staat sollte nach Ansicht der Diakonie die Wohlfahrtspflege mehr als Partner begreifen. (Archivbild) / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die Freie Wohlfahrtspflege ich wichtig für das, was den Staat in seinem Innersten zusammenhält. Doch häufig wird die Arbeit der Verbände durch überbordende Kontrolle ausgebremst.

Der Staat sollte nach Ansicht des sächsischen Diakonie-Chefs Dietrich Bauer die Freie Wohlfahrtspflege mehr als Partner bei der Gestaltung des Sozialstaates begreifen. «Wir haben einen Riecher dafür, wo es am meisten brennt», sagte der 65 Jahre alte Oberkirchenrat im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Staat sollte die Freie Wohlfahrtspflege nicht als etwas betrachten, was es möglichst doppelt oder dreifach zu kontrollieren gilt. Damit könnte eine Menge Geld freigesetzt werden.

«Für den Sozialstaat steht relativ gesehen weniger Geld zur Verfügung, weil unter anderem die Inflation die Kosten verteuert. Und was macht der Staat? Er hebt die Gelder nicht in gleicher Weise an, sondern steckt immer mehr Geld in bürokratische Kontrolle über die Verwendung des Geldes. Bei den Bedürftigen kommt so weniger Hilfe an. Diesen Mechanismus würde ich gern außer Kraft setzen», sagte Bauer. Der Staat sollte mehr Vertrauen haben, dass Steuergeld durch die Wohlfahrtspflege effektiv und zielführend eingesetzt wird.

Nicht auf Gewinn ausgerichtet

Bauer stellte klar, dass die Freie Wohlfahrtspflege nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. «Natürlich müssen wir etwas mehr Geld bekommen, als wir ausgeben. Wir brauchen das für dringend erforderliche Investitionen, um energetische Sanierungen und bauliche Instandsetzungen zu gewährleisten.» Organisationen wie die Diakonie würden mit Geld am Ende effektiver umgehen können als Kommunen oder staatliche Einrichtungen. Dort gebe es oft den Gedanken, als starker Staat alles selbst machen zu wollen. Am Ende werde das teurer und komme nicht bei jenen an, die Hilfe wirklich brauchen.

Bauer zufolge hat der Staat bei Entscheidungen oft die Folgekosten zu wenig im Blick. Als Beispiel nannte er Kürzungen bei Angeboten für Kinder und Jugendliche. «Wir müssen immer nach den gesellschaftlichen Folgekosten fragen. Denn sie sind aufgrund des Lebensalters für junge Menschen besonders groß.» Es gehe nicht darum, junge Leute in der Schule nur intellektuell zu bilden. «Wir brauchen auch eine Herzensbildung - die Fähigkeit, sich für andere verantwortlich zu fühlen und für Menschen einzusetzen, die es schwerer haben.»

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