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Berlin wagt den Olympia-Sprung mit vier Partnern

1936 fanden in Berlin Olympische Spiele statt, die von den Nazis instrumentalisiert wurden. / Foto: Soeren Stache/dpa
1936 fanden in Berlin Olympische Spiele statt, die von den Nazis instrumentalisiert wurden. / Foto: Soeren Stache/dpa

Der Olympia-Traum wabert immer wieder durch Deutschland. Jetzt macht Berlin mit vier Partnern ernst. Aber der Weg ist noch lang.

Berlin will gemeinsam mit Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein erstmals seit 1972 Olympische Spiele und Paralympics nach Deutschland holen. Vorgestellt wird die Bewerbung am kommenden Dienstag (14.00 Uhr) im Berliner Olympiastadion. Man bewerbe sich beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) darum, als nationaler Bewerber ausgewählt zu werden, hieß es in der Einladung zur Pressekonferenz. 

Berlin wäre der Hauptaustragungsort der Spiele mit einzelnen Schauplätzen in den anderen Regionen. Berlins Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) verwies im rbb Inforadio auf die vielen bereits vorhandenen Sportstätten der Partner. «Das macht Nachhaltigkeit aus», sagte sie. 

Auch NRW werde bei den Reitwettbewerben eine Rolle spielen. «Kiel und Warnemünde haben tolle Segelreviere», so Spranger, die neben der Hauptstadt auch die Standorte Leipzig und Brandenburg an der Havel lobte.

Für welches Jahr die Bewerbung mit dem Titel «Berlin+» am Ende sein würde, steht noch nicht fest. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will dies abhängig von den Entscheidungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) machen. Infrage kommen 2036, 2040 sowie 2044.

«Deutschland muss ready sein, wenn Europa gefragt wird», hatte Michael Mronz, Mitglied des IOC und des DOSB-Präsidiums, vor wenigen Wochen gesagt. Spranger (SPD) zeigte sich flexibel. «Wir haben das offen gelassen. Wir sind auch bereit für 40 und 44», sagte sie. 

Auch andere Städte interessiert

Bei der Vorstellung dabei sein werden die Länderchefs Kai Wegner (CDU/Berlin), Dietmar Woidke (SPD/Brandenburg), Manuela Schwesig (SPD/Mecklenburg-Vorpommern) und Daniel Günther (CDU/Schleswig-Holstein) sowie Berlins Sportsenatorin Iris Spranger (SPD). Aus Sachsen kommt der für Sport zuständige Innenminister Armin Schuster (CDU).

Auch Nordrhein-Westfalen will am Mittwoch seine Pläne für Spiele an Rhein und Ruhr vorstellen. Hamburg wird mit seiner Präsentation in der kommenden Woche folgen. München will sich ebenfalls bewerben.

Schleswig-Holstein ist seit Freitag ein Teil der Berliner Bewerbung, steht aber auch allen anderen potenziellen Ausrichterstädten als Segelstandort zur Verfügung. Das hatte Ministerpräsident Günther immer wieder betont. 

Bewerbung soll im Herbst 2026 stehen

Die Bewerber müssen beim DOSB im Rahmen eines sogenannten Drei-Stufen-Modells zunächst bis Ende Mai verfeinerte Konzepte einreichen. Diese werden bis Ende September 2025 auf die Erfüllung der Mindestanforderungen und die entsprechende Plausibilität geprüft. Alle Konzepte, die diese Prüfung bestehen, werden bei der Mitgliederversammlung Ende dieses Jahres vorgestellt. Entschieden werden soll dann aber noch nichts.

Die finale Entscheidung über ein deutsches Bewerbungskonzept soll spätestens bis Herbst 2026 getroffen werden. Anschließend muss das Ganze noch von den DOSB-Mitgliedern abgesegnet werden. Die letzten Olympischen Spiele in Deutschland fanden 1972 in München statt.

Berlins Regierender Bürgermeister Wegner (CDU) hatte über eine Bewerbung für 2036, genau 100 Jahre nach den von den Nazis politisch instrumentalisierten Sommerspielen 1936 in Berlin, gesagt: «Wir könnten zeigen, was Wandel bewirkt, wie sich ein Land von einer Diktatur zu einer freien Demokratie entwickeln kann.» Andere Stimmen sehen eine Bewerbung für dieses Jahr gerade wegen der Verbindung zu 1936 kritisch. Eine gewisse Symbolik hätte auch 2040, 50 Jahre nach der Wiedervereinigung.

Wie liefen die letzten Bewerbungen?

Die letzten deutschen Bewerbungen um Sommerspiele erzählen eine Geschichte des Scheiterns:

  • Berlin 2000: Große Hoffnungen verbanden sich mit der Bewerbung eines wiedervereinigten Deutschlands. Doch nach einer verkorksten Kampagne und mit nur mauer Unterstützung aus der Politik scheitert Berlin im zweiten Wahlgang krachend.
  • Leipzig 2012: In der innerdeutschen Vorauswahl setzt sich Leipzig noch durch, aber das IOC lässt die deutsche Bewerbung nicht einmal für die Finalrunde zu. London bekommt die Spiele.
  • Hamburg 2024: Eine Bürgerbefragung stoppt die olympischen Pläne von Politik und Sport. 51,6 Prozent lehnen im Referendum eine Hamburger Bewerbung ab. Paris, das schon einige vergebliche Anläufe hinter sich hat, wird vom IOC ausgewählt.
  • Rhein-Ruhr 2032: Die deutschen Sportspitzen und die NRW-Initiative ringen noch um Eckpunkte einer Bewerbung, da erklärt das IOC schon offiziell Brisbane zum Favoriten. Wenig später erhält die australische Metropole im Juli 2021 endgültig den Zuschlag.

Widerstand im Abgeordnetenhaus

In München dürfen die Bürger und Bürgerinnen am 26. Oktober über die Olympia-Pläne abstimmen. Für Berlin äußerte sich Spranger erneut zurückhaltend zu einer solchen Befragung. Das Konzept sei «Dialog miteinander. Nicht nur ja oder nein, sondern, dass die Bevölkerung auch wirklich weiß, was wir vorhaben», sagte die Politikerin. «Wir müssen mit den Berlinern und Berlinerinnen ins Gespräch kommen.»

Kritik an den Plänen des Senats gab es am Freitag von der Opposition. «Es ist mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären, dass in Berlin derzeit 55 Sporthallen wegen baulicher Mängel gesperrt sind und der Senat seine Millionen lieber in eine Olympiabewerbung steckt», sagte die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Klara Schedlich, dem «Tagesspiegel». Tobias Schulze, Vorsitzender der Linksfraktion, warf der Regierung vor, das Abgeordnetenhaus zu ignorieren.

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