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Ein schöner Radebeuler Weinberg mitten im Saarland

Das ist der Radebeuler Weinberg mitten in St. Ingbert. 1. Foto im Text:  Jürgen Bost mit der Radebeuler Gruppe in seinem Element. 2. Foto im text: Der Brunnen von Malgorzata Chodakowska. Fotos: Ulf Mallek
Das ist der Radebeuler Weinberg mitten in St. Ingbert. 1. Foto im Text: Jürgen Bost mit der Radebeuler Gruppe in seinem Element. 2. Foto im text: Der Brunnen von Malgorzata Chodakowska. Fotos: Ulf Mallek

Eine Bürgerdelegation aus Radebeul besuchte übers Wochenende die Partnerstadt St. Ingbert im Saarland.

Jürgen Bost ist ein sehr agiler und - man kann sagen - auch scharfzüngiger Erklärer. Am liebsten würde er den ganzen Tag durch seine saarländische Stadt laufen und einem geduldigen Publikum alles erklären, was sich zum Erklären nur irgendwie eignet. Natürlich war er Lehrer von Beruf. Gern verweist er auf die Teilung von St. Ingbert in eine bayerischen und eine preußische Hälfte, die bis heute in den Köpfen der Einwohner ist.


Die rund 40-köpfige Bürgerdelegation aus der Partnerstadt Radebeul, die vergangenes Wochenende St. Ingbert besuchte, war natürlich ein willkommenes Opfer für Jürgen Bost. Viele waren zu ersten Mal hier, wussten noch nichts über die 35.000-Einwohner-Stadt. Sie hat eine bewegte Geschichte, die stark von verschiedenen Epochen der Architektur geprägt ist. Besonders auffällig ist der Übergang von Barock zu modernen Baustilen, der sich nach dem deutsch-französischen Krieg (die Franzosen nennen ihn korrekter preußisch-französischen Krieg) in der Zeit zwischen 1880 und 1900 vollzog. Diese Epoche wurde von der Gründerzeit bestimmt und hinterließ zahlreiche beeindruckende Bauwerke. Jürgen Bost fand dafür viele Beispiele, vor denen die Gruppe stehen bleiben musste und die genau besprochen wurden.

Ein bedeutendes Merkmal von St. Ingbert sind die Denkmalpflege und der Erhalt historischer Gebäude. Florale Motive und Jugendstilelemente sind im Stadtbild zu finden. Die Bauwerke aus der Zeit des Jugendstils heben sich deutlich von den strengen Linien der königlich-bayerischen Post ab. St. Ingbert war in historischen Zeiten auch eine Barockstadt. Da es im Ersten und Zweiten Weltkrieg kaum Zerstörungen gab, blieb vieles erhalten. Im Unterschied zum Nachbarn im Luxemburg beispielsweise. Hier tobte Ende 1944 die deutsche Ardennenoffensive. Überall sind noch Zerstörungen oder Einschussköcher in Gebäuden zu sehen.

Über die Jahrzehnte hat sich St. Ingbert mit großen Herausforderungen auseinandergesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Saarland unter französische Verwaltung gestellt, was zahlreiche kulturelle Veränderungen mit sich brachte. Es wurde von Frankreich viel in die Kultur investiert, wie etwa die Gründung einer Universität und einer Musikhochschule, um neue Impulse zu setzen. Es nutzte aber nichts. Die Einwohner stimmten 1955 mit großer Mehrheit zum zweiten Mal nach 1935 für den Wiederanschluss an Deutschland. 1935 in der Hitler-Zeit waren es über 90 Prozent, 1955 aber auch mehr als zwei Drittel. Die Einwohner wollten keine eigenen Saarstaat, der heute vielleicht so etwa wie Luxemburg hätte sein können.

Die Stadt St. Ingbert hat in der jüngeren Vergangenheit auch wirtschaftliche Verluste erlitten. Die Einwohnerzahl sank aufgrund fehlender neuer Baugebiete. Eine Stärkung der Innenstadt ist nach wie vor eine Herausforderung, aber das trifft ja genauso auf Radebeul zu. Der größte Arbeitgeber, VOIT Automotive, sieht als Automobilzulieferer einer ungewissen Zukunft entgegen. Keine Ahnung, was das für die Stadt noch bedeutet. 

Ein sehr schönes Beispiel wirtschaftlicher Tatkraft ist das Hotel Goldener Stern. Peter Biedermann hat das traditionsreiche Haus mitten im Zentrum übernommen und gerade neu eröffnet. Jetzt gibt es einen anspruchsvollen Restaurantbetrieb. Biedermann sieht aus, wie ein Chefkoch aussehen muss (ganz in Schwarz mit Schlupfmütze) und sagt, dass er am Rande der Kapazität arbeitet. Von früh halb sieben bis abends halb zwölf. Außerdem fehlen ihm 10 Mitarbeiter. "Es muss aber irgendwie gehen", sagt er. Er legt Wert auf hohe Qualität. Die Gäste honorieren das, und die Radebeuler Delegation lobte ihn ausdrücklich. 

Die gegenwärtige Situation zeigt, dass es notwendig ist, die historische Identität der Stadt zu bewahren und gleichzeitig moderne Anforderungen zu erfüllen, sagt Jürgen Bost, der FDP-Mitglied ist. Leider klappt das seiner Meinung beim Museumsneubau in St. Ingbert nicht so gut. Aus einer ehemaligen Baumwollspinnerei soll ein Verwaltungs- und Museumsgebäude werden. Doch die Kosten sind ein Problem, deshalb muss die geplante Galerie ohne Personal auskommen. Die Bilder des in St. Ingbert geboren Malers und Grafikers Albert Weisgerber (1878–1915), ein bedeutendes Talent der frühen Moderne, sollen dann nur von außen zu sehen sein. Bost schüttelte den Kopf.


Die Partnerschaft mit Radebeul seit 1988 hat sich bereits ins Stadtbild von St. Ingbert eingefügt. Es gibt seit einigen Jahren einen Radebeuler Weinberg mit 99 Reben. Zwar wird der Wein nicht gekeltert, aber die Kinder der nahegelegenen Kita dürfen aus den geernteten roten Trauben Gelee machen. Und die Bildhauerin Malgorzata Chodakowska (Ehefrau des Pillnitzer Winzers Klaus Zimmerling) brachte einen Brunnen nach St. Ingbert. Die Skulptur heißt Die Liebenden, ein Geschenk der Stadt Radebeul an die Bürger von St. Ingbert anlässlich des 35. Jahrestages der Städtepartnerschaft im Jahr 2023. 

Jürgen Bost kam mit seiner Frau Sonja-Colling Bost zur Verabschiedung der Radebeuler Bürgerdelegation zu Abfahrt des Busses am Montagmorgen. Der Oberbürgermeister Ulli Meyer war auch da. Ein bisschen schade, dass die Radebeuler schon abreisen müssen. Bost, der Realschullehrer war,  hätte noch viel zu erzählen. Aber die nächste Delegation kommt 2027 ganz bestimmt und nächstes Jahr fahren die Saarländer nach Radebeul. 

Text: Ulf Mallek

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