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Winnetou-Darsteller Mitić las gern Karl-May-Bücher

Gojko Mitic nimmt am MOZ-Talk im Kleist Forum teil. / Foto: Patrick Pleul/dpa
Gojko Mitic nimmt am MOZ-Talk im Kleist Forum teil. / Foto: Patrick Pleul/dpa

Gojko Mitić hat an Popularität nichts eingebüßt. Als «Chefindianer der DEFA» oder «Winnetou des Ostens» kennen ihn noch viele. Bei einem Talk in Frankfurt (Oder) erzählt er über sein Leben und äußert sich auch zur Debatte um Rassismusvorwürfe gegen den Autor Karl May.

Schauspieler und Winnetou-Darsteller Gojko Mitić (82), war als Kind schon begeistert von Karl-May-Büchern. Die Geschichten seien für ihn getragen gewesen von einem humanitären Gedanken und hätten Völkerfreundschaft aufgewertet, sagte der ehemalige «Chefindianer» der DEFA am Mittwochabend beim MOZ-Talk in Frankfurt (Oder).

Die aktuelle Diskussion um Rassismusvorwürfe gegen den Abenteuerautor Karl May (1842-1912) könne er deshalb nicht nachvollziehen, sagte der Mime. Diese hatte eine breite Debatte zum Umgang mit historischen Darstellungen anderer Kulturen ausgelöst. Der Verlag Ravensburger hatte Mitte August angekündigt, die Auslieferung der beiden Bücher «Der junge Häuptling Winnetou» zum gleichnamigen Film zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen. Mitić zeigte sich beim Gespräch im Kleist-Forum über die aktuelle Debatte entgeistert. «Würde es Indianern besser gehen, wenn wir sie indigene Bevölkerung nennen? Werden sie ihre Länder zurückbekommen?», fragte er ins Publikum und ergänzte: «Ich habe das Gefühl, manche Leute haben nichts zu tun».

Seine Karriere als Defa-«Chefindianer» begann 1965. In «Die Söhne der großen Bärin» schlüpfte Mitić in die Rolle des Indianers Tokei-ihto. Mehr als 9 Millionen Besucher strömten in die Kinos, es wurde einer der kommerziell erfolgreichsten Filme der DDR-Kinogeschichte. Mitić kämpfte danach als Chingachgook gegen die Siedler - in «Chingachgook, die große Schlange». Als Tecumseh gelang es ihm, Indianerstämme zu einigen («Tecumseh – Der Übermacht unterlegen»).

Bevor er in der DDR ein Star wurde, hatte Mitić in Belgrad Sport studiert und dort auch eine Schauspielausbildung absolviert. In Jugoslawien wurden damals viele Filme gedreht - auch die Indianer-Abenteuer von Karl-May - und die Regisseure verpflichteten als Stuntmen gerne Sportstudenten - für ein Taschengeld, wie sich der 82-Jährige erinnert. Die Karriere von Mitić als Indianer-Darsteller begann in den 1960er Jahren im Westen Deutschlands. In «Winnetou 2» (1964) war er neben Pierre Brice auf der Kino-Leinwand zu sehen. Die DDR-Filmgesellschaft Defa bot ihm kurz darauf die erste Hauptrolle an. Deutsch hatte Mitić schon in der Schule gelernt.

1992 bekam er die Rolle als Winnetou in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) angeboten und trat dort in die Fußstapfen von Pierre Brice. Mehr als 1000 Mal stand er damit auf dieser Bühne. 2006 war für ihn in Bad Segeberg Schluss. Da war er Mitte 60 und der bis dahin dienstälteste Winnetou auf dieser Bühne.

Er habe auch versucht, aus der «Schublade» herauszukommen und andere Rollen zu spielen, berichtete der Schauspieler. Unter anderem habe er in der DDR mal durchgesetzt, ihn im Film als Helden sterben zu lassen. Das habe eine Lawine der Bestürzung bei den Zuschauern losgetreten und er habe wieder auferstehen müssen als «Indianer». Derzeit ist Mitić in «Alfons Zitterbacke - Endlich Klassenfahrt» zu sehen - die vierte Verfilmung der Kinderbuchreihe von Gerhard Holtz-Baumert.

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