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Museumsbundchef: Dialog und Interaktion statt Führungen

dpa / Uli Deck
dpa / Uli Deck

Die Veränderungen der Gesellschaft zwingen die Museen in Deutschland auch in Sachen Bildung zum Umdenken. «Sie müssen sich wandeln und flexibel bleiben», sagte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Eckart Köhne, der Deutschen Presse-Agentur vor der Jahrestagung des Verbands in Dresden. Von Montag bis Mittwoch diskutieren dort rund 800 Experten über die Rolle der Museen in der aktuellen Bildungslandschaft.

Der Wissenserwerb erfolgt laut Köhne anders als früher. Das reine Lernen spiele kaum noch eine Rolle, vielmehr gehe es um die Aneignung von Kompetenzen und Fähigkeiten durch Kombinieren, Teamarbeit, systematisches Denken. «Die klassische Museumsführung ist nicht mehr so stark gewünscht.» Darauf müssten die Museen reagieren, wenn sie ihr Publikum weiterhin erreichen wollten.

Laut Köhne erfordert das neue pädagogische Herangehensweisen: Workshop statt Bildbetrachtung, Interaktion statt Vortrag, Diskussion statt reine Wissensvermittlung. «Man möchte keine vorgefertigten Antworten mehr.» Besucher vom Kita- bis zum Rentenalter wollten Fragen stellen und Geschichte mit Gegenwart vergleichen, eigene Interessen mit den Antworten früherer Kulturen in Verbindung bringen. Darin liege auch eine Chance für die Einrichtungen. «Museen können Dialogpartner werden.»

Statt vorgefertigte Antworten zu liefern, brauche es auch Angebote, damit Besucher die Objekte selbst und nach ihren Vorstellungen entdecken könnten. «Ihre Neugier ist ein wichtiger Punkt», sagte Köhne. Es gehe darum, die Statik der Schausammlung aufzulockern, Zugänge zu Informationen und Projekten variabler und individueller zu machen. «Nutzer wollen selbst forschen, sich mit Objekten beschäftigen, ähnlich wie in einem Archiv oder einer Bibliothek.» Das erfordere freien Zugang zu Exponaten und die Heranführung an sie. Dafür braucht es laut Köhne mehr Museumspädagogen. «Es wäre schön, wenn in die Bildungsstellen investiert werden könnte.»

Die Forderung seitens der Politik, dass Kultureinrichtungen integrativ den Riss in der Gesellschaft kitten helfen sollten, wollten die Museen gern erfüllen. «Das ist unser Grundauftrag, aber wir brauchen eben dazu auch Unterstützung», sagte Köhne. «Leider haben Museen in den letzten Jahrzehnten vom Aufschwung nicht in dem Maße profitiert wie andere gesellschaftliche Bereiche und Institutionen, insbesondere bei der dauerhaften Unterstützung mit Ressourcen.» Fast alle Einrichtungen müssten mit stagnierenden Budgets arbeiten, ohne einen Ausgleich von Preissteigerungen und Inflationsrate. «Das ist reell ein Substanzverlust, der uns zu schaffen macht.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Uli Deck