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Entdeckung vergessener schlesischer Künstler

Das Schlesische Museum zu Görlitz. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild
Das Schlesische Museum zu Görlitz. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

Dunkel erhebt sich der Tannenwald auf der großformatigen Riesengebirgslandschaft. Der Hintergrund der Ölmalerei zeigt die wolkenverhangene Schneekoppe. Die Stimmung hat Gertrud Staats (1859 - 1938) eingefangen. Die gebürtige Breslauerin ist eine der wenigen Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts, die bereits zu Lebzeiten von ihrer Kunst leben konnte. Ihre Leinwand ist nun eins von vielen Kunstwerken, das in der neuen Ausstellung «Nicht nur romantisch» im Schlesischen Museum in Görlitz gezeigt wird. Zum ersten Mal zeigt das Haus einen großen Überblick zur Kunst des 19. Jahrhunderts in und aus Schlesien.

Ausstellungskuratorin Johanna Brade hat für die Ausstellung rund 180 Werke von mehr als 70 Künstlern und ihre Biografien zusammengetragen. «Zwei Drittel der Arbeiten kommen aus der Privatsammlung von Helmut Scheunchen», sagt die promovierte Kunsthistorikerin. Hinter ihr und ihrem Team liegt eine detektivische Recherchezeit, denn aus kunsthistorischer Sicht spielt Schlesien als Schauplatz vielfältiger Kunstentwicklungen im 19. Jahrhundert nur eine Nebenrolle. Brade erklärt dieses Phänomen mit seinerzeit fehlenden Kunstakademien in der Region. Das heißt, begabte Talente verließen nach ihrem Unterricht in Privatateliers ihre Heimat in Richtung der großen Kunstzentren Berlin, Düsseldorf, Dresden, München und Wien - und kappten oftmals ihre Wurzeln. Ihr Werk sei heute sehr verstreut.

Die Kunst des 19. Jahrhunderts bereichern aber ihrer Meinung nach die schlesischen Maler durch ihre vielen Begabungen. Einer ist August Kopisch (1799 - 1853). Dem Entdecker der blauen Grotte auf der Insel Capri 1826 widmete die Alte Nationalgalerie in Berlin 2016 eine Ausstellung. «Er hat mit einer unglaublichen Farbkraft gemalt», sagt Brade. Gegenüber seiner Tuschezeichnung finden sich in der Schau die Arbeiten von Wilhelm Kuhnert. Geboren in Oppeln gehörte er zu den ersten deutschen Künstlern, die nach Afrika und Asien reisten. Kuhnert wurde als Illustrator von «Brehms Tierleben» bekannt.

Detailgetreu hat Adolph von Menzel (1815-1905) das Portrait des Dichters Theodor Fontane eingefangen. Der gebürtige Breslauer gilt als der bedeutendste deutsche Realist des 19. Jahrhunderts. Neben den Fontane-Portrait gibt es in der Schau zahlreiche Momentaufnahmen von Adel und Bürgertum. «Mit der Romantik geht die Natur- und Heimatbegeisterung, der Entdeckung der Kindheit und des Privaten einher. Aller Bilder der Ausstellung zeigen die Suche nach Identität und Heimat», sagt die Kunsthistorikerin. Neben dem Werk schlesischer Künstler sind im Schönhof zahlreiche Arbeiten von Malern, die in der schlesischen Landschaft ihr Sujet fanden. Den Hype löst Caspar David Friedrich aus. Er wanderte 1870 zum Malen ins Riesengebirge. Ihnen folgen zahlreiche weitere Künstler.

Die Ausstellung in Görlitz zeigt hingegen viele, nahezu unbekannte Maler. «Wir wollen die Künstler mit dieser Schau aus der Vergessenheit holen», so die Kuratorin. «Nicht nur romantisch» ist ab 12. September zu sehen. Im Schlesischen Museum in Görlitz wird den Besuchern auf 2000 Quadratmetern seit 2006 ein Einblick in die wechselhafte Geschichte und reiche Kultur Schlesiens geboten.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Das Schlesische Museum zu Görlitz. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild