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Archiv beleuchtet erstmals Richters Anfänge im Westen

Der Künstler Gerhard Richter. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild
Der Künstler Gerhard Richter. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild

Emas Bluse und ein Fleck: In einer Ausstellung beleuchtet das Gerhard Richter Archiv Dresden erstmals die Zeit zwischen dem Dresdner Frühwerk des Künstlers und dem Beginn seines offiziellen Schaffens im Westen. Unter dem Titel «Gerd Richter 1961/62» sind bis Ende November teils unbekannte Dokumente, Fotos und Arbeiten im Albertinum versammelt. «Man weiß wenig über diese Zeit vor seinem eigentlichen Werk, er erzählt selbst nicht viel darüber», sagte Archivleiter Dietmar Elger am Freitag. Briefe an die DDR-Künstlerfreunde und Bildhauer Helmut Heinze und Wieland Förster machten sie «ungeschönt» erfahrbar.

Sie zeugen von seinen Stimmungen in den ersten Monaten im Westen, die er wiederholt mit einem lakonischen «es ist, wie es ist» kommentierte. Das Archiv hatte die beiden Konvolute 2008 und 2009 erworben und bearbeitet.

Nach seiner Flucht hatte sich Richter in Düsseldorf niedergelassen. Fotos, Skizzen, Presseberichte, Einladungskarten zu Ausstellungen und amtliche Schriftstücke geben Einblick in Leben und Arbeit des in Dresden geborenen und ausgebildeten Malers zwischen seiner Flucht Ende Februar 1961 bis zum als Nummer 1 katalogisierten Gemälde Tisch vom Dezember 1962.

In der kunsthistorischen Betrachtung wurde der Lebensabschnitt bisher kaum beachtet, sagte Elger, auch weil Richter fast alle damals entstandenen Bilder und Zeichnungen wieder zerstörte. Dabei sei er für die Entwicklung eines der wichtigsten Gegenwartskünstler, der sich bis 1964 Gerd nannte, von entscheidender Bedeutung. «Er führt in vielen Dingen zu seinem Werk hin, es deutet sich Vieles an, was er später formuliert». So habe er in Dresden etablierte figurative Bildmotive wie die Lesende von 1960 neu interpretiert und versucht, sich die informellen Stilrichtungen der westlichen Moderne anzueignen. Die Parallelität weise auf ein zentrales Element seiner späteren Malerei zwischen Figuration und Abstraktion.

Elger hat für die Schau auch alle fünf noch existierenden Gemälde dieser Zeit ausfindig gemacht, allesamt in Privatbesitz. ««Emas Bluse» war schon ein Mal in New York ausgestellt und «Wunde 16» auch schon publiziert.» Die drei anderen Bilder aber sind bisher unbekannt und nun erstmals öffentlich zu sehen: «Fleck (Nr. X/73/61)», «Sitzende» und «Ohne Titel».

Sie fehlen auch im offiziellen Werkverzeichnis aller Bilder und Skulpturen, das seit 2011 in Regie des Archivs entsteht. Der fünfte Band des «Catalogue Raisonné» mit den Nummern 805 bis 899 ist im Frühjahr erschienen. «Nummer 900 ist das Kirchenfenster in Köln», sagte Elger. Der sechste Band werde bis zu Richters dann aktuellstem Werk zum Zeitpunkt der Herausgabe reichen. Der 88-Jährige beschäftige sich derzeit nicht mit Malerei. «Es entstehen Zeichnungen.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Der Künstler Gerhard Richter. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild