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Zufall verhindert Justizirrtum: Freispruch nach Fünf Monaten

Handschellen stecken in der Gürtelhalterung eines Justizbeamten. / Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild
Handschellen stecken in der Gürtelhalterung eines Justizbeamten. / Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild

Wegen eines Tankstellenüberfalls in Dresden im März 2022 ist ein Dresdner fünf Monate zu Unrecht in Untersuchungshaft gewesen. Das Landgericht sprach den 49-Jährigen am Dienstag frei. Kurz vor Prozessauftakt hatte sich der «echte Täter» gemeldet und dann als Zeuge gestanden. Er ist wie der Angeklagte 1,90 Meter groß, hat dessen Schuhgröße und sein Handy war zur Tatzeit auch in der Funkzelle eingeloggt. Zudem wohnte der 27-Jährige ebenso in der Nähe.

Nur ein Fährtenhund hatte sich von den Parallelen nicht täuschen lassen und die Polizei dorthin geführt. Von dem Älteren aber, der vorbestraft war, gab es einen DNA-Treffer - auf einer Pappe aus dem nahen Supermarkt, wo der Mann wohl am Tattag eingekauft hatte.

Wie Überwachungsbilder zeigten, hatte ein großer vermummter Mann in der Tankstelle im Stadtteil Löbtau seine Waffe hinter der Pappe versteckt. Im Herbst 2022 gab der 49-Jährige dann freiwillig eine Speichelprobe ab und in seiner Wohnung wurden schwarze Lederhandschuhe sichergestellt, wie sie der Täter benutzt hatte.

Per Zufall kam dann im März 2023 heraus, dass der Überfall auf das Konto des 27-Jährigen geht, der nach zwei weiteren Taten dieser Art verhaftet wurde. Er beichtete seinem Verteidiger den Überfall von vor einem Jahr mit Schreckschussrevolver. Sein Anwalt wusste, dass sein Kanzleikollege den 49-Jährigen in Untersuchungshaft vertritt, der den Überfall bestreitet. Vor Gericht dann gestand der 27-Jährige als Zeuge diese Tat, der Haftbefehl gegen den Angeklagten wurde aufgehoben.

Es habe vieles «sehr, sehr stark» für ihn als Täter gesprochen, sagte die Vorsitzende Richterin Diana Bück am Ende. Ungewöhnlich sei gewesen, dass der Mann stets kooperativ gewesen sei. Das Gericht sei schließlich von der Aussage des 27-Jährigen überzeugt. Der fälschlich Verfolgte bekommt eine Entschädigung für die Haftzeit - er kann mit knapp 10.000 Euro rechnen.

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