Ein Mann aus dem Erzgebirge soll in seiner Zeit als Beamter in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz eine Gefangene sexuell missbraucht haben. Am kommenden Mittwoch (3. Mai) muss er sich deshalb vor dem Chemnitzer Amtsgericht verantworten, wie eine Sprecherin mitteilte.
Den Angaben nach war er im Januar 2022 bis April 2022 in der JVA eingesetzt. An zwei nicht mehr genau bestimmbaren Tagen im März habe er eine Insassin der Anstalt aufgefordert, ihn zu Reinigungsarbeiten in die Kellerräume zu begleiten. Dort soll er die Frau aufgefordert haben, sich auszuziehen. Anschließend habe er mit ihr oralen Geschlechtsverkehr ausgeführt, teilte die Sprecherin mit. Der 53 Jahre alte Mann ist angeklagt wegen sexuellen Missbrauchs von Gefangenen, behördlich Verwahrten oder Kranken und Hilfsbedürftigen in Einrichtungen.
Ähnliche Fälle gab es in Chemnitz schon mehrfach. So war etwa 2013 bekannt geworden, dass ein JVA-Beamter außerhalb der Gefängnismauern Sex mit einer Insassin hatte und diese später schwanger war. Als Konsequenz aus den sexuellen Kontakten kündigte das Justizministerium damals an, die Zahl der Männer in der Einrichtung schrittweise zu reduzieren. 73 der 136 Bediensteten in der JVA Chemnitz waren zu dieser Zeit Männer.
Zum Stichtag 1. April 2023 haben laut Justizministerium 192 Bedienstete in der Chemnitzer JVA gearbeitet, davon 68 Männer. Dabei orientiere sich die JVA an anderen Einrichtungen im Bundesgebiet, in denen zu einem Drittel Männer tätig sind.
Ein vollständiger Verzicht auf männliche Bedienstete widerspreche den Grundsätzen des Vollzugs, hieß es. Um eine «Angleichung der Lebensverhältnisse» an die Realität außerhalb des Gefängnisses zu ermöglichen, dürfe die «männliche Komponente» nicht fehlen. Andernfalls würden Rollenvorbilder im Gefängnis nur einseitig vorkommen. «Auch in der Bewertung des Stationslebens von Gefangenen ist es immer bereichernd, wenn hier männliche Sichtweisen mit einbezogen werden können», teilte eine Sprecher mit.
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