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Trockenheit macht Bäumen in Städten noch immer zu schaffen

Ein Anwohner gießt einen Straßenbaum auf dem Lindenauer Markt in Leipzig. / Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Ein Anwohner gießt einen Straßenbaum auf dem Lindenauer Markt in Leipzig. / Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Seit Jahren leiden Straßenbäume in Sachsen unter Trockenheit, Tausende müssen jedes Jahr gefällt werden. Beim Wässern helfen viele engagierte Bürger und greifen zur Gießkanne. Das hilft laut Experten aber nur kurzfristig.

Die Trockenheit macht den Straßenbäumen in Sachsens Städten noch immer zu schaffen. Zwar sei der Niederschlag in diesem Jahr im Freistaat bisher nicht unterdurchschnittlich, aber im März hätten die Bäume bereits eine erste Trockenphase durchmachen müssen, sagte der Vorsitzende des Naturschutzverbandes BUND Sachsen, Felix Ekardt. Derzeit unterschritten etwa 78 Prozent der ausgewerteten 227 Messstellen den monatstypischen Grundwasserstand um durchschnittlich 38 Zentimeter. «Gerade für Jungbäume ist das ein großes Problem», betonte Ekardt.

Im Vorjahr mussten alleine in Leipzig 1387 Bäume an Straßen, Park- und Grünanlagen gefällt werden, 2020 waren es sogar mehr als 2000. Trotz des regenreicheren Jahres 2021 litten viele Stadtbäume noch immer unter der extremen Trockenheit der Vorjahre, teilte das städtische Amt für Stadtgrün und Gewässer mit. «In Folge des Trockenstresses sind bereits vielerorts Bäume abgestorben oder deren Vitalität ist stark beeinträchtigt. Das Nachlassen der Baumvitalität befördert wiederum den Befall mit Krankheiten und Schädlingen.»

In zahlreichen sächsischen Städten gibt es «Gießgruppen» oder Baumpatenschaften, die den Kommunen helfen und die Bäume an den Straßen wässern. Die Initiative «Leipzig gießt» hatte vor einem Jahr eine App veröffentlicht, in der alle Straßenbäume in der Messestadt sowie öffentliche Wasserquellen angezeigt sind. «Rund 18.000 Liter Wasser wurde im vergangenen Jahr von mehr als 380 Nutzern über unsere App gegossen», sagte der Projektleiter Quentin Kügler. In
diesem Jahr soll das Projekt weiterentwickelt werden.

Auch in der Landeshauptstadt gibt es Baumpaten und Gießinitiativen. «Aber auch jeder andere Bürger, der ohne Patenschaft während der Trockenheit "seinem" Baum eine Wasserspende zukommen lässt, ist der Stadt willkommen», sagte Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft in Dresden. Zudem würden an die Trockenheit angepasste Arten auch aus anderen Klimazonen wie dem Mittelmeerraum, Asien und Mittelamerika gepflanzt.

Neben den speziellen Baumarten seien effektive Bewässerungssysteme notwendig, um mit dem kostbaren Gut Wasser so sparsam wie möglich umzugehen, hieß es von der Stadt Chemnitz. Aktivitäten durch Baumpaten werden grundsätzlich begrüßt und leisten einen Beitrag gerade Jungbäume am Standort dauerhaft zu etablieren. Ein Jungbaum benötige aber in Hitzeperioden mit starker Sonneneinstrahlung Wassermengen, die das Wässern mit Gießkanne oder Wassereimer schnell in eine zeitlich und körperlich intensive Tätigkeit verwandeln könne.

Leiden Bäume unter Trockenheit rollen sich die Blätter ein und vergilben, die Baumkronen werden licht, schütter und durchsichtig, erläuterte Ekardt vom BUND Sachsen. Je nach Größe, Alter und Art benötigt ein Baum 50-150 Liter pro Woche. Jungbäume brauchen zwar weniger Wasser, dafür ist bei ihnen die Regelmäßigkeit entscheidend.

Initiativen von Bürgern könnten die Vitalität von Stadtbäumen durchaus unterstützen – und das Mikroklima von Straßenzügen verbessern, erläuterte Ekardt vom BUND Sachsen. «Vor allem aber schaffen sie aber Bewusstsein für die Notwendigkeit von Bäumen in der Stadt sowie deren Belastung durch die Klimakrise.» Die eigentlich Pflege und große angelegte Bewässerung sei jedoch durch bürgerschaftliches Engagement nicht leistbar und die Kommunen könnte es sich auch nicht leisten. Letztlich helfe nur die Eindämmung der Klimakrise.

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