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Dresden gedenkt Marwa El-Sherbini: Aufrufe gegen Rassismus

Das Schild für den Marwa-El-Sherbini-Park steht vor dem Landgericht. / Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Das Schild für den Marwa-El-Sherbini-Park steht vor dem Landgericht. / Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Zahlreiche Menschen haben am Freitag wieder der aus Fremdenhass im Dresdner Landgericht ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini gedacht. Wie im vergangenen Jahr legten Vertreter von Justiz, Stadt und Verbänden sowie Bürger weiße Rosen vor dem Gebäude nieder, in Erinnerung an die Bluttat, die vor 13 Jahren das ganze Land erschütterte.

Die Pharmazeutin hatte damals einen Mann wegen rassistischer Beleidigungen angezeigt. In der Berufungsverhandlung, in der sie als Zeugin aussagte, stach der Angeklagte die schwangere 31-Jährige am 1. Juli 2009 mit einem Messer nieder und verletzte auch ihren Mann schwer - vor den Augen ihres dreijährigen Sohnes. Die Bluttat hatte Entsetzen in Deutschland und Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Der Täter war später wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Staatssekretär Mathias Weilandt sagte laut Mitteilung, Marwa El-Sherbini und das Gedenken an sie seien fester Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses von Sachsens Justiz geworden. Daraus entstehe die Verantwortung, die Stimme gegen Hass zu erheben, sich Rassismus und Intoleranz entgegenzustellen und sich gemeinsam für ein friedliches und gewaltloses Zusammenleben aller Menschen einzusetzen.

Ausländerrat, der Verein sächsischer Migrantenorganisationen (DSM) und das Bündnis gegen Rassismus Sachsen riefen zum Widerstand gegen Alltagsrassismus auf. Dieser stimme gerade an diesem Gedenktag «mehr als traurig», sagte der Vorsitzende des Ausländerrates, Eter Hachmann. Marwa sei «eine starke Frau, eine Kämpferin» gewesen, die Rassismus klar benannt habe. «Das müssen wir alle tun.»

Rassismus sei «kein Randphänomen», solche Einstellungen reichten «bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein». Die Folgen zeigten sich in tagtäglicher Anfeindung, Ausgrenzung und Übergriffen, etwa auf Moscheen in Leipzig, Halle und Chemnitz in den vergangenen Monaten. «Er existiert, er zerstört, er verletzt, er tötet», sagte DSM-Vize Azim Semizoğlu unter Verweis auf Marwa, aber auch auf die Übergriffe von Halle und Hanau. «Und doch ist er bisher kaum im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen.»

2015 wurde der 1. Juli als Tag gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland ausgerufen. Seit März ist die Grünfläche vor dem Landgericht Dresden zu Ehren der aus Fremdenhass Getöteten der Marwa El-Sherbini-Park - 2023 soll eine Erinnerungsstelle dazukommen.

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