In Dresden gibt es ein signifikantes Defizit auf dem Wohnungsmarkt. Rund 5.800 Wohnungen fehlen in der Landeshauptstadt, während gleichzeitig 5.110 Wohnungen seit einem Jahr oder länger leer stehen. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Pestel-Instituts. Dabei wurde der Wohnungsbestand, die Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen für den Arbeitsmarkt und die Beschäftigung in Dresden analysiert. Laut Matthias Günther, dem Chef-Ökonom des Pestel-Instituts, ist in den nächsten fünf Jahren der Bau von etwa 3.930 neuen Wohnungen pro Jahr notwendig, um den Bedarf zu decken.
Allerdings sieht Günther das momentan geplante Wohnungsbaupensum als nicht machbar an. Im ersten Halbjahr 2023 wurden lediglich 681 Baugenehmigungen für neue Wohnungen in der Stadt erteilt. Dies ist eindeutig zu wenig, um der Wohnungsnot Herr zu werden, so Günther. Der Neubau läuft derzeit „mit angezogener Handbremse“.
Um den Wohnungsbau in Dresden anzukurbeln, erachtet der Chef-Ökonom günstiges Baugeld als entscheidend. Ein Zins-Programm des Bundes mit maximal 2 Prozent Zinsen könnte private Bauherren und Investoren ermutigen, in neuen Wohnraum zu investieren. Diese Maßnahme könne schnell positive Effekte im Wohnungsbau bewirken und einen wahren „Turbo“ für den Neubau in Dresden starten.
Die Studie wurde im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt, dessen Präsidentin Katharina Metzger ebenfalls kritische Anmerkungen zur aktuellen Situation äußert. Sie vermisst klare Signale und kurzfristige Anreize zum Wohnungsbau. Die wachsenden Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt und das fehlende politische Handeln der Bundesregierung stimmen sie besorgt. Der sogenannte „Wohnungsbau-Turbo“ sei mehr ein leerer Begriff als reale Handlung.
Metzger betont die Bedeutung des Wohnungsbaus als wesentlichen Motor der Binnenkonjunktur. „Wenn der Wohnungsbau floriert, dann profitiert auch die gesamte Wirtschaft“, erklärt sie. Daher muss Bundeskanzler Merz den Wohnungsbau dringend zur Chefsache machen, sonst droht der Neubau weiter zu stagnieren.
Ein weiteres drängendes Problem ist die Komplexität und die hohen Kosten des Bauens. Das Pestel-Institut macht deutlich, dass Deutschland wieder minimalistisch bauen muss. Die Rücknahme aller Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre könnte die Herstellung von mehr und günstigeren Wohnungen in Dresden ermöglichen.
Günther kritisiert zudem, dass der Bund dem Wohnungsbau über Jahre hinweg durch immer schärfere Gesetze und Verordnungen unnötigen Ballast aufgehalst hat. Dies hat die Kosten im Wohnungsbau in die Höhe getrieben und damit auch die Mieten. Insbesondere überzogene Energiesparauflagen hätten in der Praxis nicht den gewünschten Umwelteffekt gebracht, jedoch das Wohnen deutlich teurer gemacht.
Zusammenfassend zeigt die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt in Dresden, dass dringende Maßnahmen erforderlich sind, um die Wohnungsnot zu beheben. Wirtschaftsexperten fordern von der Bundesregierung politische Impulse, um den Wohnungsbau anzukurbeln und die Lebensbedingungen für die Dresdner Bevölkerung zu verbessern.