Die Jury hat entschieden: Olga Martynova, eine russisch-deutsche Autorin, wird 2026 die Dresdner Stadtschreiberin. Nach der Sichtung von über 40 Bewerbungen fiel die Wahl auf Martynova, die mit ihren lyrischen und essayistischen Arbeiten beeindruckt. Die Antrittslesung wird voraussichtlich im Juni 2026 in der Zentralbibliothek im Kulturpalast stattfinden.
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch äußerte sich begeistert über die Entscheidung der Jury: „Olga Martynova vereint in ihrem Werk das Poetische mit dem Philosophischen. Ihre Texte sind das Resultat der Erfahrung zweier Kulturen und zeichnen sich durch einen tiefen Bezug zur europäischen Literaturtradition aus.“ Mit ihrer Perspektive wird sie die literarische Szene Dresdens bereichern und einen Dialog zwischen Deutschland und Russland fördern.
Das Stadtschreiber-Stipendium der Landeshauptstadt Dresden wird für sechs Monate an Martynova vergeben. Es umfasst einen monatlichen Zuschuss sowie eine mietfreie Wohnung in der Stadt. Die Kooperation mit der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden ermöglicht es der Autorin, sich intensiv dem literarischen Schaffen zu widmen und mit der Dresdner Leserschaft in Kontakt zu treten.
Heiko Lachmann, Vorstand der Dresdner Stiftung, betont: „Martynovas Werk ist geprägt von feiner, intellektueller Poesie. Ihre Texte laden dazu ein, die Welt mit offenem Blick wahrzunehmen. Im Sinne des Stadtschreiber-Gedankens wird sie Dresden literarisch neu entdecken und bereichern.“
Olga Martynova wurde 1962 in Dudinka geboren und wuchs in Leningrad auf, wo sie in den 1980er-Jahren die Dichtergruppe Kamera Chranenia mitbegründete. Seit 1991 lebt sie in Deutschland und hat sich zu einer wichtigen Stimme in der deutsch-russischen Literatur entwickelt. Ihre Werke thematisieren häufig Erinnerung, Sprache, Migration und das Verhältnis von Kunst und Geschichte.
Martynova ist nicht nur Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, sondern auch Vizepräsidentin der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ihre Leistungen wurden mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Berliner Literaturpreis gewürdigt, womit sie als große Literatin anerkannt ist. Das Stadtschreiber-Stipendium wird seit 1996 jährlich an Autorinnen und Autoren vergeben, die durch literarische Qualität und gesellschaftliche Relevanz überzeugen.