Ein als NS-Raubgut identifiziertes Buch des jüdischen Prager Bankdirektors Alfred Brod (1885-1942) bleibt auf Wunsch seiner Nachfahren im Bestand der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB). Der erste Band von Gustav Meyrinks «Des deutschen Spießers Wunderhorn» mit seinem handschriftlichen Namenszug wurde im Zuge der Herkunftsrecherche zu Erwerbungen nach 1945 an die Erben zurückgegeben, die es der SLUB nach deren Angaben vom Mittwoch schenkten.
Vermutet wird, dass es 1954 mit einem größeren Konvolut von Büchern eingeliefert wurde, die alle den Stempel des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes Sachsen haben. Es könne aus der Bibliothek des Konzentrationslagers Theresienstadt stammen, wo vom Häftlingen mitgeführte Bücher hingebracht wurden, oder aus den besetzten Gebieten.
Brod, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter wurden von den Nazis verfolgt, ins Konzentrationslager Lodž deportiert und dort ermordet, wie nachweislich fünf seiner Geschwister. Nur ein Bruder überlebte, das Schicksal zweier Schwestern ist unbekannt.
Die SLUB hat nach eigenen Angaben seit 2011 mehr als 400 Bände, die verfolgungsbedingt entzogen wurden, an Erben der früheren Eigentümer zurückgegeben. Die Restitution weiterer 20 Bücher werde vorbereitet.
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