Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hält pauschale Rassismus-Vorwürfe gegen Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) für unsinnig. Er wundere sich sehr über die Hysterie und den Umfang an Unterstellungen, sagte Piwarz am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zum neuen Schuljahr in Sachsen und äußerte sich dabei auch als früher May-Fan. Im Bücherschrank seines Vaters sei die Gesamtausgabe der Karl-May-Werke so ziemlich komplett gewesen, und bis auf das Spätwerk habe er die Bücher alle gelesen und regelrecht verschlungen, verriet der Minister. Bei der jetzigen Diskussion könne er nur den Kopf schütteln.
«Man muss Karl May nicht mögen», betonte Piwarz und nannte ihn mit Blick auf sein Leben eine «schillernde Figur». Aber wenn man daran denke, wie seine Werke entstanden seien, werde auch klar, welche Fantasterei damit einhergehe. «Ich habe die Bücher damals gern gelesen und hoffe, dass möglichst viele Kinder sie auch heute noch lesen und sie als schöne Literatur verstehen.» Man sollte aufhören mit dem Unsinn, May pauschal Rassismus vorzuwerfen. «Da läuft ein bisschen was schief in unserem Land, wenn einige wenige anderen vorschreiben wollen, was sie zu tun und zu denken haben.» Gerade die literarische Freiheit sei hoch.
Die Firma Ravensburger hatte wegen Rassismus-Vorwürfen, mehrere Bücher von May aus dem Verkauf genommen. Mit den «Winnetou»-Titeln seien die «Gefühle anderer verletzt worden», begründete die Firma ihre Entscheidung auf Instagram. Hunderte Nutzer der Social- Media-Plattform äußerten daraufhin ihr Unverständnis und bezichtigten die Firma etwa der Zensur oder des Einknickens vor Kritik. Es gab aber auch Unterstützung für die Entscheidung.
Karl May hat sächsische Wurzeln. Er wurde in Hohenstein-Ernstthal geboren und starb in Radebeul. Sein Werk wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und in rund 50 Ländern der Erde aufgelegt.
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