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Ballonflucht aus DDR 1979: Familie lehnt DDR-Nostalgie ab

Andreas Strelzyk (l-r), Doris Strelzyk und Frank Riedmann, Zeitzeugen und DDR-Flüchtlinge, im Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Foto: Gregor Fischer
Andreas Strelzyk (l-r), Doris Strelzyk und Frank Riedmann, Zeitzeugen und DDR-Flüchtlinge, im Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Foto: Gregor Fischer

Die Thüringer Familie Strelzyk, die 1979 mit einem Heißluftballon die innerdeutschen Grenze überwand und in die Bundesrepublik floh, schüttelt über jegliche Form von nostalgischer DDR-Erinnerung den Kopf. «Ich kann mich damit überhaupt nicht anfreunden», sagte Frank Riedmann (56), der die Flucht als Jugendlicher mitmachte und später seinen Nachnamen änderte, am Donnerstag in Berlin. «Ich kann aus meiner Sicht sagen: Ich brauche das nicht nochmal.» Vielleicht hätten die Menschen, die jetzt Positives in der DDR sehen würden, «nicht Bekanntschaft mit der Staatssicherheit gemacht», betonte er, begleitet von seiner Mutter und seinem Bruder.

Zum 40. Jahrestag des Ballonflugs am 16. September 2019 besuchte Riedmann am Donnerstag zusammen mit seiner Mutter Doris Strelzyk (72) und seinem Bruder Andreas (51) das Mauermuseum am Checkpoint Charlie, dem ehemaligen Berliner Grenzübergang. Dort sind die Ballongondel und ein Teil der Hülle ausgestellt. Der Vater, Peter Strelzyk, starb 2017.

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall sei Deutschland noch nicht völlig zusammengewachsen, sagte Riedmann. Für die Zukunft sei er aber optimistisch. «Die Mauer wird garantiert noch so lange in den Köpfen sein, bis die Jugend nachkommt. Weil für die Jugend, die die ganze Geschichte nicht kennt, gibt es kein Ost- und Westdeutschland. Das ist ein Deutschland.» Wenn seine Generation tot sei, dann werde sich dieses «Ossi und Wessi» auch erledigt haben.

Die Strelzyks waren damals zusammen mit der befreundeten vierköpfigen Familie Wetzel geflohen. Der Flug gehörte zu den besonders spektakulären Fluchten über die massiv gesicherte Grenze. Eineinhalb Jahre hatten die Familien alles vorbereitet, erst mit dem dritten selbst zusammengenähten Ballon klappte alles.

Die Familie Strelzyk ließ sich in Bayern nieder. Die Eltern kehrten nach der Wiedervereinigung nach Pößneck in Thüringen zurück. Inzwischen wohnt die Mutter wieder in der Nähe des einen Sohnes in Bayern. Der Kontakt zu der anderen Familien ist abgebrochen.

1982 verfilmte Hollywood die Geschichte unter dem Titel «Mit dem Wind nach Westen». 2018 erschien die deutsche Kinoversion «Ballon» von Regisseur Michael «Bully» Herbig.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Andreas Strelzyk (l-r), Doris Strelzyk und Frank Riedmann, Zeitzeugen und DDR-Flüchtlinge, im Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Foto: Gregor Fischer