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Trockenheit: Bauern in Sachsen rechnen mit schlechter Ernte

Ein Mähdrescher fährt über ein Gerstenfeld. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Ein Mähdrescher fährt über ein Gerstenfeld. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die sächsischen Bauern erwarten angesichts der Trockenheit eine dürftige Ernte. Man sehe mit sorgenvollen Blicken auf die diesjährigen Ergebnisse, sagte Bauernpräsident Torsten Krawczyk am Freitag in Kotten (Landkreis Bautzen). «Wir gehen davon aus, dass die Ernte deutlich schlechter ausfällt als im Vorjahr.» Sie werde sich vermutlich auf dem Niveau von 2019 und 2020 bewegen. Ein großes Problem sei die Futterversorgung. Das Grünland komme mit der Trockenheit schlecht zurecht, Futtermittelpreise seien stark gestiegen.

Aus diesem Grund forderte der Bauernverband Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) auf, sogenannte AUKM-Flächen zur Nutzung für Grünland freizugeben. Das Kürzel steht für Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen. Krawczyk: «Wir brauchen sämtliche Flächen mit Nutzungsbeschränkungen zur Futterversorgung unserer Tiere.» Schon heute suchten Landwirte verzweifelt nach Futter für ihre Tiere und verwendeten bereits die für den kommenden Winter gedachten Vorräte.

Nach Angaben des Bauernverbandes sind die Winterkulturen in weiten Teilen Sachsens etwas besser weggekommen als die Sommerkulturen, da sie noch von Niederschlägen aus dem Herbst und Winter profitieren konnten. Die Bestände an Sommergetreide sähen dagegen sehr schlecht aus, sagte Krawczyk. «Insgesamt werden wir in Sachsen eine unterdurchschnittliche Ernte einfahren. Dabei dürfte die Wintergerste noch die Kultur sein, die die geringsten Ertragseinbußen hat.»

Krawczyk zufolge dürfen die im Vergleich zum Vorjahr höheren Erlöse nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Landwirte mit extrem gestiegenen Betriebsmittelkosten zu kämpfen haben. «Allein die Preise für den Einkauf von wichtigen Düngemitteln haben sich mehr als verdoppelt, in Spitzenzeiten sogar verdreifacht.» Erlöse der Bauern sind gestiegen, weil sie mehr Geld für ihre Produkte bekommen.

Für Verbraucher rechnet Krawczyk mit einem weiteren Preisanstieg. «Wir sind noch nicht am Ende.» Die Verbraucher hätten bisher in Deutschland das Privileg gehabt, extrem billige Lebensmittel zu kaufen. Schon vor dem Krieg in der Ukraine habe es einen Nachholeffekt gegeben. Jetzt verschärfe sich die Situation wegen der höheren Energiepreise und unterbrochener Lieferketten.

Agrarminister Günther äußerte sich besorgt über die ausgeprägte Trockenheit: «Die Klimawandelfolgen sind bei uns angekommen. Es gibt in Sachsen keine Region, die sich sicher fühlen kann.» Darauf müsse man sich strategisch einstellen. Günther sprach von trockenen Äckern, notreifem Getreide, ausgetrockneten Bächen und großflächig geschädigten Wälder: «Die Auswirkungen sind handfest.» Die Landwirtschaft spüre das seit einigen Jahren schmerzlich. Neben Klimaschutz und mehr Wasserrückhalt in der Fläche sei es umso wichtiger, die Einkommensperspektiven der Landwirte zu verbessern.

«Wir setzen auf mehr Wertschöpfung in der Region, vom Acker bis zum Teller, und unterstützen das als Ministerium mit vielen Instrumenten», betonte Günther. Zudem unterstütze man die Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen der Klimakrise. Als Beispiel nannte der Minister Investitionsförderung, Beratung beim Anbau sowie angewandte Forschung und Wissenstransfer.

Der Bauernverband verwies ebenso auf die langanhaltende Trockenheit. So habe es beispielsweise im Vogtland - einem sonst regensicheren Gebiet - in den vergangenen acht Wochen nicht einmal 30 Millimeter Niederschlag gegeben. Die Dürre habe dafür gesorgt, dass in vielen Regionen Sachsens so früh wie noch nie mit der Ernte begonnen wurde. Zur Qualität des Getreides seien derzeit noch keine Aussagen möglich.

Krawczyk äußerte sich auch zu den jüngsten Protesten von Landwirten. Die EU-Kommission hatte beschlossen, dass ab 2023 in ganz Europa vier Prozent der Ackerfläche stillgelegt werden soll. «Ich habe große Sorgen über die Stimmung in unserem Berufsstand.» Es sei die Summe der Themen, die auf dem Tisch lägen. Die Vier-Prozent-Regelung sei der letzte Tropfen, der noch fehlte und habe viel Unverständnis erzeugt.

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