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Ost-Chemie befürchtet neuen Kostenschock wegen Ukraine-Krise

Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1. / Foto: Stefan Sauer/dpa
Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1. / Foto: Stefan Sauer/dpa

Die Unsicherheit in der Branche ist riesengroß. Hohe Kosten für Strom, Gas, Öl und Rohstoffe belasten die energieintensive Chemie in Ostdeutschland schon länger. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Sorgen der Unternehmen um ein Vielfaches.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Ostdeutschland befürchtet angesichts der Lage in der Ukraine einen neuen Kostenschock für die Branche. Weiter steigende Preise oder gar ein Ausbleiben der Gas- und Öllieferungen aus Russland würden die Unternehmen in Ostdeutschland vor massive Probleme stellen und schlimmstenfalls zu Produktionsstopps führen, sagte Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des Verband der Chemischen Industrie, Landesverband Nordost, der dpa.

Die Branche braucht für die Produktionsprozesse viel Öl und Gas. Erdgas ist die Hauptenergiequelle und ein wichtiger Rohstoff der Chemie- und Pharmaindustrie. Insgesamt entfallen etwa 15 Prozent des gesamten Erdgasbedarfs auf die Chemieindustrie. Schon vor Ausbruch des Krieges war die Entwicklung des Gaspreises ein Riesenproblem, wie Schmidt-Kesseler sagte. Zudem stammt bislang den Angaben zufolge ein Drittel der Ölimporte in Deutschland aus russischen Quellen - in Ostdeutschland kommt es fast gänzlich über Pipelines aus Russland.

So werden in Brandenburg die Raffinerie in Schwedt und in Sachsen-Anhalt die Raffinerie in Leuna per Rohrleitungen mit russischem Erdöl beliefert. Es werde unter anderem für die Produktion von Benzin, Kunststoffen, Fasern oder für die Herstellung von Lacken für Fahrzeuge verwendet. Die Gasversorgung wird vor allem über die Nord Stream 1 Pipeline abgedeckt.

In der Corona-Krise habe die Branche trotz hoher Energie- und Rohstoffpreise ein Umsatzplus von rund 14 Prozent verbucht. «Aber Umsatz ist nicht gleich Gewinn», sagte die Verbandschefin. Die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise hätten seit 2020 dazu geführt, dass die Unternehmen mehr Geld dafür ausgeben mussten. Die Kostensteigerungen müssten an die Kunden weitergegeben werden und führten somit auf den ersten Blick zu gestiegenen Umsätzen, aber schlagen sich nicht automatisch in Gewinnen nieder, wie sie sagte.

Zudem könnten die gestiegenen Kosten nicht immer weitergegeben werden. «Wir rechnen für 2021 mit einem Umsatz von rund 30 Milliarden Euro, nach 27 Milliarden Euro in 2020», sagte Schmidt-Kesseler. «Das geht ganz stark auf das Konto der Pharmaindustrie, vor allem den Sondereffekt durch die Produktion und Abfüllung von Impfstoffen», sagte sie. Die Pharmasparte habe in Ostdeutschland einen Anteil von 45 Prozent am Umsatz der gesamten Branche, das sei weitaus mehr als im Bundesdurchschnitt (25 Prozent).

Die Anzahl der Mitarbeiter von rund 54 500 sei trotz Krise stabil gehalten worden. Die Anzahl der angebotenen und besetzten Ausbildungsplätze in Ostdeutschland sei 2021 gestiegen und die Übernahmequote auf einem konstant hohen Niveau. Als eines der wichtigsten Zukunftsthemen der Branche nannte Schmidt-Kesseler, ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.

An Standorten wie im Chemiedreieck Leuna, Bitterfeld-Wolfen, Schkopau oder auch in Zeitz, Böhlen sowie Schwarzheide hätten sich um Großbetriebe überwiegend mittelständische und kleine Produktions- und Dienstleistungsfirmen angesiedelt. Denen falle es schwerer als Konzernen, im umkämpften Ausbildungsmarkt genügend Nachwuchs zu bekommen. Der Verband wolle daher mit Projekten unter anderem eine engere Zusammenarbeit mit Schulen forcieren, um Berufe, Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten in der Branche und den Mitgliedsunternehmen vorzustellen.

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