In Sachsen hat der Ökolandbau in den vergangenen Jahren zugelegt. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums hat sich die ökologisch bewirtschaftete Fläche von 2015 bis Ende 2024 auf knapp 90 000 Hektar mehr als verdoppelt. Das entspricht laut Agrarbericht aktuell einem Anteil von zehn Prozent der Landwirtschaftsflächen im Freistaat - und ist damit zum ersten Mal zweistellig. Bundesweit werden 11,5 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet.
Die Ökofläche Sachsens sei in den vergangenen zehn Jahren nahezu jährlich gewachsen, so ein Ministeriumssprecher. Allein 2023 gab es eine Stagnation wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten aufgrund verschiedener Krisen sowie des Beginns einer neuen Förderperiode mit geänderten Rahmenbedingungen. Den Angaben zufolge wurden 2023 im Freistaat 9,6 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bearbeitet, im Jahr zuvor waren es 9,7 Prozent.
Bio-Lebensmittel weiter gefragt
Ehemals als «Nachzügler» liege Sachsen nun im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld, sagte der ehemalige Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne), heute agrarpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Das sei eine «gute Botschaft». Die Nachfrage nach Bio-Produkten sei größer, als die Betriebe vor Ort produzieren könnten. «Es ist also von weiterem Wachstum auszugehen.» Die Grünen hätten sich bei den Koalitionsverhandlungen dafür eingesetzt, dass Projekte wie das Kompetenzzentrum für ökologischen Landbau oder die Agentur für regionale Lebensmittel «Agil» weiter Bestand habe, so Günther. Es gehe nicht nur um das Thema Bio, sondern vor allem um regionale Wertschöpfung, so der Grünenpolitiker.
Vor allem das Vogtland gilt mit knapp 26 Prozent ökologisch bewirtschafteten Flächen als «Bio-Hotspot», gefolgt vom Erzgebirge (15,3 Prozent). Insgesamt arbeiten 924 Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen nach Bio-Kriterien. Den Angaben zufolge steht etwa jede 19. Kuh in Sachsen in einem Öko-Betrieb, auf rund 26 Prozent der Obstanbaufläche wird Bio-Obst angebaut - vor allem Äpfel, Aronia und Strauchbeeren.
Nachfrage nach Bio-Produkten steigt weiter
Das Landwirtschaftsministerium sieht gute Entwicklungsperspektiven für einen weiteren Ausbau des ökologischen Landbaus in Sachsen. Die Nachfrage nach Bio-Produkten ziehe weiter an, hieß es. Bundesweit habe der Markt für Bio-Lebensmittel im vergangenen Jahr ein Umsatz- und Absatzplus von jeweils rund 10 Prozent verbucht, hieß es. Bio-Produkte werden in Sachsen nicht nur auf dem Feld regional erzeugt, sondern auch veredelt für einen regionalen, überregionalen und weltweiten Markt, so das Ministerium.
Das Bündnis Ökolandbau Sachsen fordert von der Minderheitsregierung aus CDU und SPD ein «klares Bekenntnis» zum Ökolandbau auch über 2026 hinaus, wenn der neue Haushalt verhandelt wird. «Im Moment ist die Ungewissheit groß», sagte Sprecherin Heike Kruspe. Eine Umstellung, Beibehaltung und Flächenerweiterung sei nur zu erwarten, wenn es eine sichere Planbarkeit für die landwirtschaftlichen Betriebe gebe. Ein wichtiger Punkt sei der Bürokratieabbau für Bio-Betriebe. Zudem könne eine Beratungsförderung - wie es etwa andere Bundesländer anbieten - die Umstellung für Landwirte und Landwirtinnen erleichtern.
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