In der Handwerkskammer Dresden wurde Bundeskanzler Friedrich Merz vom Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich sowie von Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Dr. Andreas Brzezinski, begrüßt.
Jörg Dittrich stellt in seinem Grußwort fest: „Es ist gut, dass die neue Regierung die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung gesetzlich über den Deutschen Qualifikationsrahmen verankern will“. Kritisch ergänzt er: „In vielen Regionen besteht ein riesiger Investitionsstau, sind die Bildungszentren baulich und technisch in die Jahre gekommen. Während an die Hochschulen Milliarden fließen, müssen wir für unsere ‚Hochschulen des Handwerks‘ oft um vergleichsweise überschaubare Beträge ringen.“
Sachsen steht vor einem doppelten Strukturthema. Auf der einen Seite bleiben handwerkliche Berufe ein zentraler Arbeitgeber und Ausbilder in der Region, auf der anderen Seite verändern sich die Bildungswege: Die Zahl der Studienberechtigten in Deutschland bleibt hoch (wenn auch zuletzt leicht rückläufig), während gleichzeitig mehr junge Menschen – auch mit Abitur – die Wahl zwischen Studium und beruflicher Ausbildung treffen müssen. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Handwerk in Sachsen an strategischer Bedeutung.
Rückgrat der Wirtschaft
Nach den neuesten Branchendaten erhalten in Deutschland rund 342.000 junge Menschen eine qualifizierte Ausbildung im Handwerk (Stand 2024). Im Freistaat Sachsen waren zum Stichtag 31.12.2024 14.747 Auszubildende im Handwerk registriert (alle Ausbildungsjahre zusammengerechnet). Zum Vergleich: deutschlandweit erwarben im Prüfungsjahr 2024 rund 373.000 Jugendliche die Hochschulreife (Abitur oder Fachhochschulreife), das ist ein Rückgang um 1,7 % gegenüber 2023. Für Sachsen meldet das Statistische Bundesamt für 2024 rund 14.500 Studienberechtigte; dort sank die Zahl im Vorjahresvergleich um etwa 2,2 %.
Das Handwerk ist nicht nur Ausbildungsort, sondern auch Rückgrat für lokale Wirtschaftskreisläufe, von Bau und Ausbau über Kfz- und Elektrotechnik bis zu Gesundheits- und Ernährungshandwerken. Gerade in strukturschwächeren Landesteilen Sachsens verhindert eine starke handwerkliche Ausbildung Abwanderung junger Leute und sichert vor Ort Beschäftigung.
Während manche Debatten das Studium als „besseren“ Weg darstellen, zeigen Zahlen und Stimmen aus der Branche, dass handwerkliche Ausbildung hohe Qualifikations- und Aufstiegschancen (Meister, Techniker, Betriebsübernahme) bietet. Investitionen in überbetriebliche Ausbildungsstätten und modern ausgestattete Berufsschulen sind deshalb entscheidend.
Das Handwerk in Sachsen ist mehr als „Notnagel“ für jene, die nicht studieren wollen — es ist ein attraktiver, zukunftsfähiger Bildungs- und Beschäftigungsweg, gerade im Zusammenspiel mit steigender Bildungsdurchlässigkeit und hohen Abiturquoten. Angesichts der aktuellen Zahlen (rund 342.000 Auszubildende im Handwerk bundesweit; 14.747 Auszubildende im sächsischen Handwerk; ca. 373.000 Studienberechtigte deutschlandweit im Prüfungsjahr 2024; rund 14.500 Studienberechtigte in Sachsen 2024) lohnt sich ein strategisches Bekenntnis: Investitionen in Ausbildungsinfrastruktur und Information können helfen, sowohl Fachkräftemangel zu lindern und attraktive berufliche Perspektiven jenseits des klassischen Studiums zu eröffnen.
Der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer stellt in seinem Grußwort in der Handwerkskammer fest: „Als das deutsche Handwerk blühte, blühte auch das Land. Und jetzt ist es genauso. Wir spüren dass das Handwerk immer mehr goldenen Boden bekommt.“ Bundeskanzler Friedrich Merz ergänzt: „Das Handwerk ist in Deutschland ein großer Arbeitgeber. Wir schätzen diese Partnerschaft mit dem Handwerk und ich möchte diese auch weiter fortsetzen. Wir brauchen das Handwerk und sie können sich darauf verlassen, dass ich das auch mit nach Berlin nehme.“