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Friedlicher Protest bei Start der Räumung von Heidebogen

Polizisten räumen einen Waldweg im Waldstück Heidebogen. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Polizisten räumen einen Waldweg im Waldstück Heidebogen. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die Räumung des von Umweltaktivisten besetzten Waldstücks Heidebogen nördlich von Dresden hat begonnen. Der Sachsenforst rief ein Aufenthalts- und Betretungsverbot für das Waldgebiet bei Ottendorf-Okrilla aus, wie die Polizei am Mittwochmorgen auf Twitter mitteilte. Nach Angaben eines dpa-Reporters vor Ort verlief der Protest bislang friedlich. Zunächst wurden Barrikaden geräumt und Gräben zugeschüttet, damit die für die Räumung notwendige Technik vor Ort gebracht werden kann.

Die Polizei versuchte, die Fläche am Mittwoch zunächst abzusperren, damit keine weiteren Menschen das Waldstück betreten können. Nach Angaben der Beamten sind mehrere Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort, etwa 25 davon hätten sich in Baumhäusern verschanzt. Einige Baumhäuser wurden bereits von einem sogenannten Höheninterventionsteam aus Nordrhein-Westfalen geräumt. Zudem sind Abgeordnete der Grünen und Linken sowie andere parlamentarische Vertreter vor Ort, um zu beobachten, ob alles verhältnismäßig vonstatten geht.

Parallel zur Räumung startete bereits die Rodung des Waldstücks mit Maschinen. Etwa 50 Mitarbeiter des Sachsenforsts befanden sich dafür in dem Waldstück. Sie sollten unter anderem dafür sorgen, dass Rettungswege frei gehalten werden. Per Lautsprecher wurden die Aktivisten aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Sollten sie das nicht tun, könne Zwang angewendet werden, hieß es. Die Besatzer verhielten sich nach ersten Angaben jedoch kooperativ. Auch nach Einschätzung des Grünen-Abgeordneten Valentin Lippmann, der die Lage vor beobachtete, verläuft die Aktion hochprofessionell.

Im Heidebogen - im lokalen Sprachgebrauch Heibo genannt - haben sich seit etwa eineinhalb Jahren Klimaaktivisten und Naturschützer verschanzt, um gegen den Kiesabbau zu protestieren. Für den Abbau soll nach geltender Rechtslage ein 7,5 Hektar großes Waldstück bis Ende Februar gerodet werden. Die Polizei vermutet 50 bis 60 Menschen in dem Camp.

Grünen-Sprecherin Coretta Storz zeigte Verständnis für die Proteste. «Wir sind dankbar für alle Menschen, die sich mutig vor Ort für den Erhalt und Schutz des Waldes und des Moorgebiets einsetzen. Wir haben Verständnis für ihre Wut», so Storz. Die Aktivisten im Klimacamp zeigten Weitblick und Verantwortungsbewusstsein. Sie hätten verstanden, dass konsequenter Naturschutz und Klimaschutz dringend notwendig seien, um Lebensräume zu erhalten. Ein «Weiter so», auch im Kiesabbau, sei zukunftsschädigend.

Auch der Linke-Politiker Marco Böhme zeigte sich den Aktivisten gegenüber solidarisch. «Die sächsischen Treibhausgasemissionen sinken weiterhin nicht und auch das Staatsziel - den Flächenfraß auf «nur noch» zwei Hektar pro Tag zu begrenzen - hat Sachsen deutlich verfehlt. 2021 wurden täglich sage und schreibe 6,3 Hektar neu versiegelt.» Angesichts dieser Fakten sei es Politik aus dem letzten Jahrhundert, einen Wald für einen Kiestagebau zu roden.

Eine Aktivistin der Klimabewegung Fridays for Future machte nochmals auf mögliche Auswirkungen eines Kiesabbaus bei Ottendorf-Okrilla aufmerksam. «Beim Kiesabbau werden oberflächennahe wasserführende Schichten abgegraben. Des Weiteren werden bei der Verfüllung Nährstoffe und Salze in die Moorböden eingetragen, die diese empfindlichen Ökosysteme zerstören.» Letztlich würde dies zur Austrocknung und Vernichtung der Moorböden führen.

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