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Experte führt Tigerzuchtbuch seit fast fünf Jahrzehnten

Peter Müller arbeitet in seinem Büro an Unterlagen für das Internationale Tigerzuchtbuch. / Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Peter Müller arbeitet in seinem Büro an Unterlagen für das Internationale Tigerzuchtbuch. / Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Wenn es um die Tigerzucht geht, verfügt der Zoo Leipzig über einen besonderen Experten. Von Peter Müllers Arbeit profitieren die Zoos weltweit.

Seit 48 Jahren sammelt Peter Müller die Daten aller Tiger in Zoos, die geboren werden, sterben oder die Station wechseln. «Ich hoffe, dass ich die 50 noch vollmachen kann», sagt der 82 Jahre alte ehemalige Direktor des Leipziger Zoos. Müller führt das Internationale Tigerzuchtbuch, das die Grundlage für die Zucht von Tigern in den Zoos weltweit liefert. Dass ein Zuchtbucht so lange in einer Hand geblieben ist, ist ziemlich außergewöhnlich.

In Müllers Büro, das er noch immer im Zoo Leipzig hat, stapeln sich mehr als 250 Aktenordner. Rund 12.000 Tiger habe er über die Jahre im Zuchtbuch erfasst, gut 1000 davon lebten noch. Das Wissen über Herkunft und Abstammung sei wichtig, um zum Beispiel Inzest zu vermeiden.

Der Biologe Müller kam 1963 zum Zoo Leipzig. 1975 wurde er Raubtierkoordinator - und übernahm in dieser Funktion auch das Tigerzuchtbuch. Seit 2003 ist er offiziell im Ruhestand. Seitdem führt Müller die Datensammlung im Auftrag des Zoos weiter.

«48 Jahre ein Zuchtbuch zu führen - das ist schon relativ einzigartig», sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten. «Vielleicht gibt es noch eine Koryphäe in Großbritannien mit ähnlich viel Erfahrung. Aber für Deutschland ist es auf jeden Fall besonders.»

Laut Homes gibt es rund 400 Europäische Erhaltungszuchtprogramme, die auf Datensammlungen angewiesen sind. Teilweise überlappten sie sich mit den internationalen Zuchtbüchern. Die Zoos in den DACH-Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz führten mehr als 100 Zuchtbücher. Andere starke Zoonationen seien Großbritannien und Irland, Frankreich und die Niederlande, wo ebenfalls viele Fäden zusammenliefen.

Müller sagt, er erhebe gar keinen Anspruch auf den alleinigen Spitzenplatz. Er wisse von einem Kollegen, der sich schon ähnlich lange um die Vikunjas kümmere. Das Zuchtbuch für diese Alpaka-ähnlichen Tiere wird im Zoo Zürich geführt.

Die Tiger seien ihm besonders ans Herz gewachsen, nachdem er sich so viele Jahrzehnte mit ihnen beschäftigt habe, sagt Müller. Seinen Unterlagen zufolge leben in freier Wildbahn noch rund 3500 Tiger in sechs Unterarten. In menschlicher Obhut seien es nochmal knapp 1400.

In seinem «Heimat-Zoo» Leipzig ist derzeit kein Nachwuchs in Sicht. Das Paar Bella (17) und Tomak (18) ist zu alt für die Zucht und bildet jetzt erstmal eine Rentner-WG. Experte Müller weiß allerdings schon, dass das nicht so bleiben wird: Eine neue, knapp vierjährige Tigerdame ist gerade neu angekommen.

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