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Perfekter Abschied für das Dresdner Steyer-Stadion

Sven Ellger/imago images
Sven Ellger/imago images

Trotz eines 3-0 Erfolgs war die Stimmung beim Dresdner SC am 12. September eher wehmütig—es war das vorerst letzte Spiel im historischen Heinz-Steyer-Stadion.

Eine Ära geht zu Ende. Die 1. Mannschaft des Dresdner Sportclubs spielte am Sonntag, dem 12.09., zum vorerst letzten Mal im altehrwürdigen Heinz-Steyer-Stadion, vor dem großen Umbau zu einer modernen, multifunktionalen Sportkathedrale. Gut 38 Million Euro soll die Rundumerneuerung kosten. Für den zweimaligen deutschen Meister, der mittlerweile nur noch siebtklassig agiert, bedeutet dies, für die nächsten zwei Jahre eine neue Heimat zu finden. Zu Besuch an diesem historischen Tag waren die Stadtrivalen aus dem Sachsenwerk, die vor Anpfiff mit null Punkten aus drei Spielen das Schlusslicht der Landesklasse Ost bildeten. Aber auch die Friedrichstädter waren mit nur einem Punkt auf der Habenseite eher stümperhaft in die neue Saison gestartet. Das sollte sich aber relativ zügig ändern.

Die Partie ging gut los. Angefeuert von 555 heißen Fans, die vor allem in der alten Steintribüne ordentlich für Stimmung sorgten, gaben die Hausherren von der ersten Minute den Ton an und erzielte nach nur neun Minuten den Führungstreffer durch Aleksandar Milic. Nicht einmal zehn Minuten später stand es dann auch schon 2:0. Das Tor machte Franz Rösner, der in 64. Minute noch einen drauflegte und damit das 3:0 Endergebnis klar machte. DSC-Mittelfeldregisseur Torik Elias Schütze überzeugte mit guter Übersicht und intelligentem Passspiel. Die Werkself hingegen zeigte warum sie auch nach dem vierten Spieltag immer noch mit leeren Händen dasteht, besonders früh in der Partie ließ sie sich regelrecht vom DSC überrumpeln. Trotz des eher unglimpflich Endstandes war Innenverteidiger Frank Sebastiao Bunga einer der besten Performer bei den Gästen.

Großen Applaus von den Rängen gab es nicht nur für die drei DSC Tore, sondern auch als eine Ordnerin für gut 25 Minuten für einen Linienrichter einspringen musste, da dieser sich in der zweiten Hälfte eine Verletzung zuzog. Viel zu tun hatte sie aber nicht, denn Sachsenwerk traute sich trotz des Rückstandes nur selten in die DSC-Hälfte. Nach dem Abpfiff wurde die Heimmannschaft kräftig von den Zuschauern gefeiert, und bei dem ein oder anderen Fan flossen sicherlich auch ein paar Tränen. Alles in allem war es ein gelungener Abschied für diese geschichtsträchtige Arena.

Seit der Eröffnung im Jahr 1919 hat das Stadion am Ostragehege einiges miterlebt. Zum Beispiel 1935, als 61.000 Zuschauer das Spiel zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei besuchten, ein Rekord der noch heute besteht. Nach dem Krieg diente das Ostragehege als Austragungsstätte für zwei FDGB-Pokalfinale und auch die DDR-Auswahl bestritt ihr erstes Heimländerspiel im Dresdner Rund. Selbst Dynamo war einst in Friedrichstadt zu Hause. In Sachen Kampfbahnen der Landeshauptstadt hatte das Steyer-Stadion eine wortwörtliche Vormachtstellung, die sich auch technologisch widerspiegelte: 1949 wurde hier die erste Flutlichtanlage Deutschlands eröffnet und in den späten 1970ern scheute man keine Kosten und Mühen um eine enorme elektronische Anzeigentafel zu installieren—sie soll auch nach dem Umbau als Denkmal erhalten bleiben.

Mit der Zeit avancierte schließlich das Rudolf-Harbig-Stadion zur Nummer eins Dresdens—vor allem durch die Erfolge von Dynamo und dem Niedergang des Friedrichstädter Fußballs—, aber das Ostragehege blieb trotz dieser Sachlage weiterhin ein einflussreicher Sportkomplex, denn auch außerhalb des Fußballs erfreut es sich großer Bedeutung. Ob im (DDR-)Radsport, American Football oder Leichtathletik, das Steyer-Stadion und Umgebung war schon immer ein wahrer Hotspot des Dresdner Sports. Nicht der Fußball, sondern die Leichtathletik is auch letztendlich einer der größten Beweggründe hinter dem Umbau. Das Ziel dieses Riesenprojekts: Dresden soll schon 2024, also ein Jahr nach der geplanten Fertigstellung, Austragungsort für die Deutschen Leichtathletikmeisterschaften werden. Natürlich werden auch der DSC, die Dresden Monarchs und andere Vereine von den verbesserten Trainings- und Wettkampfbedingungen profitieren.

Es ist ein bittersüßer Abschied vom Heinz-Steyer-Stadion. Renovierungen der maroden Arena sind dringend nötig—trotz der Kapazität von fast 24.000 sind mittlerweile nur noch 4.500 Zuschauer zugelassen—, aber gleichzeitig ist es auch das Ende eines Ortes, der die Landeshauptstadt in den letzten 100 Jahren extrem geprägt hat. Natürlich ist es aber auch der Beginn einer neuen Ära, und in einer neuen Ära präsentieren sich immer neue Chancen. Vielleicht wird ja der Dresdner SC, wenn er seine Partien in einer weltklasse Arena austrägt, auch irgendwann mal wieder höherklassigen Fußball spielen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte von Friedrich, dem bärischen DSC-Maskottchen, aus dem Programmheft vom Spiel gegen Sachsenwerk: "Die Elbe fließt und die Erde dreht sich—ich freue mich für alle Nutzer auf das neue Stadion. Was uns bleibt, ist die Erinnerung. Die folgenden Generationen und natürlich auch wir, werden neue mohnrote Erlebnisse im neuen Stadion sammeln." Eine richtige Abrissparty findet am Ende des Monats statt, um genau zu sein dem 26. September. Es geht schon um 10:30 Uhr mit einem Spiel der DSC Ü35 los, gefolgt von der 2. Männermannschaft und einem G-Jugend-Turnier. Da kann man dann bestimmt auch ein Stück des historischen Rasens ergattern!