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Leonhardt: «Das Spielsystem hat nicht funktioniert»

Das größte Trainer-Missverständnis der Vereinsgeschichte ist beim FC Erzgebirge Aue nach nicht einmal 300 Pflichtspielminuten beendet. Am späten Montagabend entließ die Vereinsführung des Fußball-Zweitligisten den glücklosen Thomas Letsch. Der hatte es nicht geschafft, die große Lücke zu schließen, die der Weggang von Domenico Tedesco zum FC Schalke 04 hinterlassen hatte. Das Hauptproblem lag dabei im taktischen Bereich und nicht an der internen Stimmung. «Das Spielsystem hat nicht funktioniert», sagte Präsident Helge Leonhardt der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Christian Tiffert betonte, dass es zu keinem Bruch zwischen Mannschaft und Trainer gekommen ist. «Dass die Stimmung nach drei Niederlagen nicht top war, ist klar. Aber es gab zwischen Trainer und Mannschaft wenig Probleme. Es ist auf keinen Fall so, dass sich der Trainer mit der Mannschaft etwa nicht verstanden hat», sagte der Routinier im dpa-Gespräch.

Tiffert sprach von «normalen Anlaufschwierigkeiten». Allerdings verdichtete sich der Eindruck, dass mehr dahinter steckte. So stellte sich Letsch selbst ein Bein, in dem er ankündigte «Thomas Letsch-Fußball» spielen lassen zu wollen. Alleine, der Kader gab dies nicht her. Letsch, der jahrelang im RedBull-Fußballkosmos unterwegs war, konnte die dort praktizierten Pressingtaktiken nicht wie gewünscht auf Aue übertragen. Dort war der Kader im wesentlichen noch auf die Spielidee von Vorgänger Tedesco zugeschnitten.

Das erkannte Letsch in der Vorbereitung und stellte um. Im ersten Ligaspiel war die Startelf nur auf zwei sehr entscheidenden Positionen verändert: Steve Breitkreuz und Louis Samson verließen im Sommer den Verein, hinterließen Lücken, deren Größe offenbar unterschätzt wurde. Zwar machen Dennis Kempe und Nicolai Rapp ihre Sache als Vertreter ordentlich, allerdings hat Kempe nicht die Zweikampfqualität eines Breitkreuz und Rapp nicht die Spieleröffnung eines Samson. 

Alleine in diesem Jahr wurde der Kader von drei verschiedenen Trainern zusammengestellt, jeweils mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen. Für sich genommen haben viele Spieler gutes Zweitliganiveau, in der Summe ist das Team aber wenig homogen zusammengestellt. Es fehlt an einer klaren Struktur, einem roten Faden in der Kaderplanung. Das ist in Teilen auch dem Fakt geschuldet, dass es in Aue weder Scouts noch einen Manager oder Sportvorstand gibt. Weitere Umbaumaßnahmen sind jetzt nicht mehr möglich, da 28 Spieler unter Vertrag stehen und das Budget ausgeschöpft ist. 

Nach dem Fehlstart wird nun Co-Trainer Robin Lenk zum zweiten Mal 2017 die Chefrolle übernehmen. «Wir brauchen schnellstmöglich Erfolg. Da gilt es alle Kräfte zu bündeln», meinte das Auer Urgestein. Er wollte die Entlassung nicht nur an den drei verlorenen Pflichtspielen festmachen: «Die Entscheidung ist ja nicht von jetzt auf gleich gefallen. Es waren ja nicht nur die drei Spiele, sondern auch die letzten Vorbereitungsspiele, die nicht so verlaufen sind, wie wir uns das gewünscht haben».

Wie Tiffert betonte auch Lenk, dass es nicht zum Bruch zwischen Trainer und Mannschaft gekommen sei: «Gegen den Trainer spielen, das macht keiner. Es wird keine dreckige Wäsche gewaschen, weil es keine gibt». Lenk wie Tiffert klingen dabei fast ein wenig trotzig. Dieser Trotz dient vielleicht als Ansatz, um wieder zu einer Einigkeit in der Mannschaft zu finden. 

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Frank Rumpenhorst