Inmitten der Haushaltsverhandlungen in Sachsen warnt der Paritätische Wohlfahrtsverband vor einem drohenden Qualitätsverlust in der Kindertagesbetreuung. Die Kluft zwischen gesetzlichen Vorgaben und der Realität bestehe seit Jahren, sagte die Referentin für Bildung, Nicole Lawrenz.
Zwar sehe das Gesetz vor, dass eine Fachkraft in der Krippe maximal fünf, im Kindergarten maximal zwölf Kinder betreut. Doch Ausfälle durch Krankheit oder Urlaub machten diese Vorgaben oft unrealistisch. Auch die im Doppelhaushalt vorgesehenen Mittel reichten laut Lawrenz nicht aus, um dem Druck in Kitas entgegenzuwirken.
Weniger Kinder, aber auch weniger Fachkräfte
Zahlen des Statistischen Landesamtes zufolge sinken die Geburtenzahlen im Freistaat kontinuierlich. Mit erheblichen Folgen: «Nach unserer Prognose würden wir sehr wahrscheinlich bis 2030 4.000 Fachkräfte aus dem System verlieren», betonte Lawrenz. Die sinkende Kinderzahl sei eigentlich eine Chance zur Qualitätsverbesserung, werde aber nicht genutzt.
Der geplante Doppelhaushalt sehe eine Erhöhung des Landeszuschusses pro Kita-Platz vor, die nach einer Berechnung des Verbands etwa 55 Euro ausmachen würde. Das entspreche rund zwei zusätzlichen Fachkräftestunden pro Woche und Einrichtung – aus Sicht des Paritätischen nur «ein Tropfen auf den heißen Stein».
Überlastete Teams und steigende Elternbeiträge
Aus der Praxis wurde von Erschöpfung der Fachkräfte und eingeschränkten Angeboten berichtet. Besonders in der Kernzeit stoßen viele Teams an ihre Grenzen. «Da kommen wir regelmäßig in die Bredouille», sagte Jana Nonne vom Verbund Sozialpädagogischer Projekte. Christina Reißmann vom Trägerverein «Startblock» sprach zudem von steigenden Eigenanteilen und sinkenden Betreuungszeiten. Viele Eltern kürzten angesichts höherer Kosten die Stunden – mit direkten Folgen für Personal und Qualität.
Appell an die Politik
Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert deshalb eine grundlegende Reform der Finanzierung sowie gezielte Investitionen in Qualität und Infrastruktur. Frühkindliche Bildung sei eine Investition in die Zukunft und müsse gleichwertig mit schulischer Bildung behandelt werden, betonte der Verband.
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