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Apfelbäume für die Kunst: Kulturprojekt schafft Baumparade

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (l), der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (2.v.r) und Barbara Holub (r) pflanzen einen Apfelbaum. / Foto: Ernesto Uhlmann/CWE/dpa/Archivbild
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (l), der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (2.v.r) und Barbara Holub (r) pflanzen einen Apfelbaum. / Foto: Ernesto Uhlmann/CWE/dpa/Archivbild

Etwa 400 junge Apfelbäumchen schlagen schon Wurzeln für Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025, am Samstag kommen weitere hinzu. Doch in dem Großprojekt geht es um weit mehr als um Obst.

Mit Hammer und Meißel haben Freiwillige bei einer schweißtreibenden Kunstaktion vor gut einem Jahr einem Parkplatz in Chemnitz Lebensraum für junge Apfelbäumchen abgetrotzt. Inzwischen ist die Zahl der Bäume für «We Parapom», eines der Leuchtturmprojekte der Kulturhauptstadt Europas 2025, auf rund 400 gewachsen. Diesen Samstag kommen weitere hinzu und es werden noch viele mehr. Bis zu 4000 Apfelbäume sind das Ziel, die dann eine Parade quer durch die Stadt formen. Die Mühsal beim Entsiegeln von Boden zum Auftakt stehe symbolisch für den aufwendigen Prozess des Vorhabens insgesamt, sagte Kuratorin Barbara Holub der Deutschen Presse-Agentur.

Denn allein um die Bäume zu pflanzen, müssen etwa geeignete Standorte gefunden, Besitzverhältnisse zu Grundstücken geklärt, Flächen urbar und Fragen zu unterirdischen Leitungen im urbanen Raum geklärt werden, erläuterte die Künstlerin. Dazu seien oft komplexe Abstimmungen und mehrfache Begehungen nötig. «Je mehr wir uns der Innenstadt nähern, umso schwieriger wird das.»

Das Vorhaben geht jedoch weit über die Pflanzung der Bäume und den damit verbundenen «skulpturalen Eingriff» ins Stadtbild hinaus. «Gedanken von Gemeinschaft, Fragen von Ökologie und Klimawandel sowie soziale Fragen der Gesellschaft als permanenten Prozess im öffentlichen Diskurs zu halten - das ist das große Ziel von We Parapom», betonte Holub. Zugleich werde danach gefragt, was Kunst zu diesen gesellschaftlichen Prozessen beitragen könne.

Dazu wurden erste künstlerische Interventionen umgesetzt. Die Projekte seien von der Idee des «stillen Aktivismus» geleitet, erklärt die Kuratorin. Dabei könnten Menschen über andere Kontexte in die Kunst eindringen, neue Erfahrungen machen und würden mitunter erst später erkennen, dass sie Teil eines Kunstprojektes sind.

Neben weiteren Pflanzungen sind 2023 Projekte mit internationalen Künstlern geplant. Dazu zählen Zbynek Baladran aus Tschechien, Mitglieder des Kollektivs Assemble, die aus Slowenien stammende Künstlerin Apolonija Sustersic und Suzanne Lacy aus den USA.

Zudem soll in der Stadt eine Aktion zum Sammeln und Mosten von Äpfeln als große Gemeinschaftsaktion initiiert werden. Dabei geht es auch um die Frage des Umgangs mit Ressourcen und der lokalen Versorgung mit Lebensmitteln ohne lange Transportwege. So könne vorgebaut werden, dass die Äpfel in Zukunft als Fallobst auf den Straßen vor sich hin rotten, betonte die Kuratorin. Geplant ist künftig auch die Ausbildung von Baumpflegern für die Pflege der Bäume weit über das Kulturhauptstadtjahr hinaus.

Nach Überzeugung Holubs trägt das Projekt schon jetzt deutlich vor 2025 Früchte. Nicht nur, dass die Pflanzungen auf rege Beteiligung stießen und es reichlich Interesse an Patenschaften für die Bäume gebe. Auch die vor einem Jahr gepflanzten Bäume haben bereits Früchte hervorgebracht: «Diesen Herbst wurden die ersten Äpfelchen geerntet.»

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