Tschechiens neuer Parlamentspräsident Tomio Okamura hatte an seinem ersten Tag im Amt bereits einen Eklat ausgelöst. Der rechte Politiker ließ eine Ukraineflagge am Parlamentsgebäude in Prag entfernen. Das teilte die tschechische Nachrichtenagentur KNA mit. Die Flagge war im Februar 2022 aus Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land aufgehängt worden. Die Aufnahmen der Entfernung veröffentlichte Okamura selbst auf seinem X-Profil: "Ich habe den Befehl gegeben, die ukrainische Flagge vom Abgeordnetenhaus zu entfernen. Die Tschechische Republik steht an erster Stelle. Wünscht uns Glück!"
Vertreter der proeuropäischen Regierungskoalition, die nach der Niederlage bei der Parlamentswahl im Oktober ihren Rücktritt eingereicht hatte, sprachen von einer Schande. Sie hängten die Ukraineflagge demonstrativ aus den Fenstern ihrer Parlamentsbüros. Okamura, der selbst japanische Wurzeln hat, gilt als Nationalist mit rechtsextremen Ansichten. In der Vergangenheit hatte er wiederholt durch rassistische Wahlplakate und Äußerungen Aufmerksamkeit erregt.
Gegenüber dem Nachrichtenportal iDNES fügte Okamura hinzu: "Es ist ein Symbol. Die ukrainische Flagge wurde auf meine Anordnung entfernt. Das dauerte nur wenige Sekunden." Er begründet die Maßnahme mit einem Wahlversprechen seiner Partei SPD (Freiheit und direkte Demokratie) vor den Parlamentswahlen am 3. und 4. Oktober. Sollte die SPD an die Macht kommen, hatte sie angekündigt, ukrainische Flaggen von allen staatlichen Gebäuden zu entfernen. Zudem fordert Okamura eine Überprüfung der Aufenthaltserlaubnisse für ukrainische Flüchtlinge. Die Maßnahme stieß auf Kritik in der Ukraine: Ruslan Stefantschuk, Sprecher des ukrainischen Parlaments, bezeichnete den Schritt als "zweifelhaften Verdienst".
Die Ukraineflagge wurde nach Beginn des russischen Angriffskriegs aus Solidarität mit dem angegriffenen Land angebracht. Sie wehte neben der tschechischen Nationalflagge, einer Europa- und einer Israelflagge.