Sommerliche Temperaturen, gefolgt von einem Temperatursturz am Wochenende - so begann der Mai im sächsischen Elbtal. Für die kommende Woche sagt der Deutsche Wetterdienst kühle Temperaturen voraus. In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai droht örtlich sogar Bodenfrost.
Um mehr als 100.000 Rebstöcke in frostgefährdeten Weinlagen vor Minustemperaturen und damit vor Ertragsausfällen zu schützen, bereiten sich die Winzer von Schloss Wackerbarth auf einen nächtlichen Einsatz mit Weinbergsfeuern vor: In vier Weinbergen und Junganlagen in Diesbar-Seußlitz, Laubach und Weinböhla mit einer Gesamtfläche von 28 Hektar werden sie bei Bedarf mehrere hundert kleine, kontrollierte Feuer entzünden. Von der Aktion betroffen sind u.a.: 2.900 Muscaris-Reben auf 0,9 Hektar in Weinböhla, 8.000 Pinotin-Reben auf 1,9 Hektar in Weinböhla, 8.000 Bacchus-Reben auf 1,8 Hektar in Diesbar-Seußlitz, 11.000 Müller-Thurgau-Reben auf 2,2 Hektar in Diesbar-Seußlitz, teilte das Weingut am Sonntag mit.
In Weinböhla setzen Wackerbarths Winzer zum Schutz der etwa 25.000 Solaris-, Muscaris- und Pinotin-Reben auf einer Gesamtfläche von 8 Hektar bis zu 550 Frostkerzen ein. Aufgrund der vorhergesagten Temperaturen um den Gefrierpunkt positionieren sie diese nicht in, sondern um die frostgefährdeten Rebflächen. Wie bei einem Kamin soll so die kühle Luft zwischen den Rebzeilen in Bewegung gebracht und abgesaugt werden.
Der Austrieb der sächsischen Reben hat Ende April begonnen. Nun sind sie besonders anfällig für Spätfröste: Die Minustemperaturen bedrohen vor allem die jungen Triebe, die durch die plötzliche Kälte braun werden und absterben können. Gefährdet sind vor allem Junganlagen und Weinberge, auf denen die Kälte nicht abfließen kann.
Bereits seit 2014 schützt Schloss Wackerbarth seine Reben mit gezielten, standortabhängigen Frostschutzmaßnahmen. Neben den Frostschutzkerzen in Weinböhla ab 2019 setzen die Winzer in Diesbar-Seußlitz und Laubach - also in Weinbergen ohne direkte Anwohner - auch kostengünstigere Rauchfeuer bzw. kleine, kontrollierte Feuerstellen ein. Die Kosten für die geplanten Frostschutzmaßnahmen auf den insgesamt 28 Hektar Rebfläche belaufen sich auf einen knapp fünfstelligen Betrag. Ohne diesen nächtlichen Einsatz wären die zu erwartenden Kosten durch Ertragsausfälle deutlich höher. Im Vorjahr allerdings waren all diese Aktionen erfolglos: die Aprilfröste zerstörten etwa Drei Viertel der sächsischen Weinernte.