Das passiert sicher nicht oft, aber es kann passieren: drei Krisen auf einmal: Ein Waldbrand, ein Erdrutsch mit Verschütteten und sogar ein Brückeneinsturz. Gleichzeitig verlaufende Krisen sind eine große Herausforderung. Die Bundeswehr Sachsen und zivile Kräfte trainierten in dieser Woche solche Katastrophen in einem Planspiel, der Landeskatastrophenschutzübung "Arida", teilte die Bundeswehr mit.
Das genaue Szenario verlief so: Geländerutsch am Spreetaler See. Unter den Erdmassen werden dutzende Verschüttete vermutet. Es ist der erste Notruf, der die Leitstelle erreicht. Fast zeitgleich wird ein Waldbrand in der Königsbrücker Heide gemeldet. Laut Übungsszenario sei er im Nordwesten des Landkreises Bautzen ausgebrochen, nur wenige Kilometer von Ortschaften entfernt. Temperaturen von bis zu 35 Grad und heftiger Wind treiben die Flammen auf die Orte zu. Parallel meldet ein Anrufer den Einsturz der Spreebrücke. Sie ist Teil der wichtigen Ost-Westtrasse über die Autobahn 4 auf Höhe Bautzen. Die anhaltende Trockenheit belastete das Gesundheitssystem: Notaufnahmen und Rettungsdienste verzeichneten einen deutlichen Anstieg hitzebedingter Notfälle, während Engpässe in Krankenhäusern und Personalausfälle die Lage verschärften. Durch den Rekordniedrigstand des Grundwassers waren Löschwasserentnahmestellen oft nicht mehr nutzbar. Infolge der Brände hatten die Landkreise Bautzen, Görlitz und Nordsachsen den Katastrophenvoralarm bzw. Katastrophenalarm ausgelöst.
Diesen drei Krisen auf einmal müssen sich die Katastrophenschützer aus dem Landkreis Bautzen in dieser Übung stellen. Die Kameraden des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr üben gemeinsam mit dem Krisenstab des Landratsamtes. Die zivil-militärische Zusammenarbeit wird einem Härtetest unterzogen. Ihr wichtigstes Handwerkszeug ist die Kommunikation: Informationen sammeln, bewerten und schließlich in Handlungen umsetzen.
Beteiligt sind nahezu alle Landkreise und auch alle Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr. Sie bilden die Verbindungsorganisation des Landeskommandos Sachsen und vertreten die militärischen Interessen bei den Hilfeleistungen. Das Landeskommando Sachsen hat zudem Soldaten seiner Verbindungsorganisation in den ressortübergreifenden Verwaltungsstab beim Sächsischen Staatsministerium des Innern entsandt. Dieser Verwaltungsstab ist die besondere Führungseinrichtung der obersten Brandschutz-, Rettungsdienst- und Katastrophenschutzbehörde in Sachsen.
"Die Bundeswehr nimmt an der Katastrophenschutzübung teil, um die zivil-militärische Zusammenarbeit weiter zu stärken und die Resilienz im Freistaat Sachsen gegenüber denkbaren Katastrophenszenarien zu erhöhen. Nur, wenn wir gemeinsam üben, werden wir auch gemeinsam in der Krise bestehen", so der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, Oberst Michael H. Popielas, der die Übung beim Verwaltungsstab im Sächsischen Innenministerium verfolgt.
"Nur durch eine gut abgestimmte, gemeinsame Vorbereitung aller Behörden stärken wir unsere Widerstandsfähigkeit und versetzen uns in die Lage, vielfältigen oder komplexen Katastrophenszenarien zu begegnen.“, fasst Armin Schuster, der Sächsische Staatsminister des Innern, die Übung zusammen.
Die Landeskatastrophenschutzübung läuft über zwei Tage. An der Übung nehmen über 400 Teilnehmer aus sächsischen Behörden und Blaulichtorganisationen im Freistaat teil.
Die Festlegung des Übungsthemas geht auf die Waldbrandereignisse im Jahr 2022 im Freistaat Sachsen zurück. Die Übungsteilnehmer werden dadurch auf Realeinsätze vorbereitet. Die nächste Landesweite Katastrophenschutzübung soll voraussichtlich im Jahr 2030 stattfinden.