"Tickets können Sie auch im Zug kaufen", sagt die Dame am Serviceschalter am Bahnhof Radebeul-Ost. Es geht natürlich auch in der Tourist-Info. Aber den Weg könne man sich sparen.
Der Lößnitzdackel steht abfahrbereit an dem Schmalspurgleis gleich neben der Unterführung. Allerdings noch ohne Lok. Die kommt später. 13.26 Uhr soll es losgehen in Richtung Moritzburg. Viele Fahrgäste sitzen schon, zumeist in dem einzigen offenen Waggon. Das Publikum ist gemischt, es dominieren aber Großeltern mit ihren Enkeln, Eltern mit ihren kleinen Kindern, mit und ohne Großeltern oder Großeltern solo. Normale werktätige Bevölkerung gibt es nicht. Es ist ja auch mittags in der Woche - und es sind immer noch Schulferien. Was soll man mit den Kindern denn auch machen, wenn es zum Baden nicht das rechte Wetter ist?
Natürlich den historischen Lößnitzdackel fahren. Die Dampflok kommt angeschnauft. Sie glänzt schwarz und ist sehr laut. Ihr Rauch sieht auch nicht sehr EU-Abgasnorm konform aus. Nicht so schön wasserdampf-weiß, sondern kohlig-schwarz-braun. Die Lok ist 54 Tonnen schwer, kann 2,5 Tonnen Kohle und 5,8 Kubikmeter Wasser bunkern. Sie ist 92 Jahre alt (Baujahr 1933), wurde in Berlin gebaut und fährt immer noch normal im Liniendienst.
Es geht los mit einem Pfiff. Die Kinder sind aufgeregt und die Großeltern versuchen zu erklären, was eine Dampflok ist. Der Zug mit den historischen Wagen setzt sich in Richtung Moritzburg in Bewegung. Er beschleunigt auf so etwa 25 km/h. Einige Großeltern sind vermutlich Dampflok-Fans. Sie stehe die ganze Zeit und fotografieren, insbesondere in den Kurven. Dann sieht man die Lok auch von der Mitte aus schön.
Der Schaffner kommt. Einige Fahrgäste haben ein Deutschlandticket und fragen, ob es hier gilt. "Ja", sagt der Schaffner, "aber mit Historien-Aufschlag von 10 Euro." "Ich habe im Internet 8 Euro gelesen", sagt ein Fahrgast. "Das Internet ist groß, da steht viel drin", sagt der Schaffner. Ansonsten kostet die normale Fahrt bis Moritzburg 16 Euro hin und zurück. Eine halbe Stunde Fahrt. "Ich habe gehört, die Loks sind umgestellt auf Leichtöl", sagt ein anderer Passagier. "Nein", sagt der Schaffner. "Niemals. Wir nicht und auch nicht die Weißeritztalbahn. Nur die da in Zittau."
Die Lok schnauft durch den schönen Lößnitzgrund und kommt in Moritzburg an. Bis zum Schloss sind es anderthalb Kilometer zu Fuß. Viele laufen dort hin, andere haben ihre Fahrräder mit. Sehr ältere ruhen sich erst einmal auf der Bank am Haltepunkt aus. Saubere Toiletten gibt es dort auch. Ein 50-Cent-Stück ist aber vonnöten.
Zweieinhalb Stunden später reffen sich die meisten wieder am Bahnhof. Es geht zurück. Der letzte Zug fährt 18.30 Uhr. "War doch schön, Kinder", sagt eine der Omas. Die Kinder nicken.
Text: Ulf Mallek
Info: Während am Samstagvormittag die Schulanfänger in den neuen Lebensabschnitt eingeführt werden, bereitet sich der Lößnitzdackel zusammen mit dem Zugpersonal auf einen wunderschönen Nachmittag vor. Treff ist 15 Uhr am Bahnhof Radebeul Ost. Zur Feier des Tages wird die Lok mit einer Zuckertüte vorne dran beschmückt. Dann heißt es bitte einsteigen, denn 15:30 Uhr macht sich der Zug auf nach Moritzburg. Dort gibt es einen Aufenthalt für alle, wo die Möglichkeit besteht Fotos mit unseren grünen Dampflok zu erlangen. Der Rückweg mit dem Zug startet 17:24 Uhr nach Radebeul Ost, wo der Zug 17:51 Uhr wieder ankommt.
Reservierung für den Zug 15.30 Uhr (Treff 15.00 Uhr) beim Traditionsbahn Radebeul e. V. per Mail an verein@trr.de