Kamenz feiert wieder seinen berühmtesten Sohn: Mit den diesjährigen 52. Kamenzer Lessingtagen soll ein Bogen von der Reformation bis zu unmittelbaren Fragen der Gegenwart gespannt werden. Unter dem Motto «Weltsichten - Zeitbilder» eröffnet das Literaturfest am 19. Januar mit der Verleihung des Lessing-Preises an den Schriftsteller Marcel Beyer.
«Die Lessingtage gehören zu den ältesten Literatur-Festivals im Land. Sie holen über ein in der Stadt verwurzeltes Thema ganz verschiedene Blickwinkel auf die heutige Welt nach Kamenz», sagte die Leiterin der Städtischen Sammlungen, Sylke Kaufmann. Auf Besucher warten Theaterinszenierungen, Lesungen, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Ausstellungen. Förderpreise gehen in diesem Jahr an die Autorinnen Anja Kampmann und Bettina Wilpert.
Unter anderem kommt das a.gon Theater München am 2. Februar mit seiner «Nathan»-Inszenierung ins Kamenzer Stadttheater. Mit vielen Zuhörern rechnet Kaufmann bei dem Violin-Gitarren-Konzert mit Kolja Lessing und Johannes Monno am 26. Januar im Ratssaal. «Kolja Lessing gehört zu der großen Lessing-Familie und stammt aus der Linie eines Bruders des großen Aufklärers.»
Die neue Lessing-Biografie wird am 29. Januar vom Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Friedrich Vollhardt, vorgestellt. Am 28. Februar geht das Festival mit der Präsentation von Neuerwerbungen für das Lessing-Museum zu Ende.
Die Tradition der Lessingtage in Kamenz reicht bis ins Jahr 1962 zurück. «Damals entstand die Idee, einmal im Jahr - im Umfeld des Geburtstags des Literaten - auf den bedeutenden Sohn der Stadt hinzuweisen. Dabei gibt es Unterhaltung genauso wie wissenschaftliche Vorträge», erläuterte Museumsleiterin Kaufmann. Das Angebot mit knapp 20 Veranstaltungen richte sich an die Kamenzer, strahle aber darüber hinaus. Seit 2007 findet das Literaturfest nur noch alle zwei Jahre statt.
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) wurde am 22. Januar 1729 als Sohn eines lutherischen Pastors in Kamenz geboren. Der hochbegabte Schüler besuchte dort zuerst die Stadtschule, von 1741-1746 die Fürstenschule in Meißen und studierte Medizin (1746-1748) sowie Theologie in Leipzig. Schon in dieser Zeit begann Lessing mit dem literarischen Schreiben. Der freie Mensch steht im Mittelpunkt seiner Schriften. Zu den bekanntesten Werken zählen Dramen wie «Minna von Barnhelm», «Emilia Galotti» und «Nathan der Weise».
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