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Historische Parkanlagen in Deutschland setzen auf Wiedereinrichtung alter Baumschulen gegen Klimawandel

Historische Park- und Gartenanlagen in Deutschland setzen auf die Wiedereinrichtung alter Baumschulen und Anzuchtflächen, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.

Bei der Suche nach einer Strategie gegen die Auswirkungen des Klimawandels setzen historische Park- und Gartenanlagen in Deutschland auch auf die Wiedereinrichtung alter Baumschulen und Anzuchtflächen. «Baumschulen waren seit jeher fester Bestandteil von Parks und Gärten», sagte Claudius Wecke, Leiter des Bereichs Gärten der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, der Deutschen Presse-Agentur. Sie zu revitalisieren ist eine Empfehlung aus einem vom Bund geförderten Modellprojekt zum Klimawandel, das er leitet. «Eine Verbindung, die mit dem Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde und nun eine Art Renaissance erfährt», erklärte Wecke. Mit der Anzucht von Gehölzen aus dem Genpool der parkeigenen Anlagen könne auf das Einpflanzen größerer Bäume und externer Baumschulware mit weiten Anfahrtswegen verzichtet werden.

Bis Ende 2024 will Sachsens Schlösserverwaltung zuerst das 5500 Quadratmeter-Areal im Dresdner Großen Garten wieder nutzbar machen. Auch in Anlagen wie Bad Muskau, Branitz, Schwetzingen oder Sanssouci sind parkeigene Baumschulen entstanden oder entstehen wieder, berichtete Wecke. Ziel sei, die eigene Pflanzenanzucht, wie sie einst Praxis war, «mit den Erfordernissen einer klimagerechten Gartendenkmalpflege zu verbinden».

In der «Grünen Lunge» von Sachsens Landeshauptstadt fällt nach Angaben der Schlösserverwaltung täglich ein Baum vor allem Hitze und Trockenheit zum Opfer. Sie werden vor allem durch Gehölze ersetzt, die an die veränderten Klimabedingungen angepasst sind. «Und das geht am besten durch die Anzucht in parkeigenen Baumschulen», sagte Wecke. Im Großen Garten werden bald die bei Voruntersuchungen gefundenen Strukturen der früheren Anlage restauriert. Der Boden sei «sehr gut kultiviert» durch die lange gärtnerische Nutzung.

«Ein echter Paradigmenwechsel» indes sei, die Pfahlwurzeln an den jungen Bäumchen zu erhalten. «Wir wissen inzwischen, wie wichtig es gerade bei den für uns wichtigen Stiel-Eichen ist, die Pfahlwurzeln nicht zu durchtrennen, um ihr Wachstum in tiefere wasserführende Erdschichten zu fördern.» Einmal gekappt, würden sie kaum mehr in die Tiefe wachsen. Ein klein gepflanzter Baum könne pro Jahr über einen Meter Wurzeln bilden. «Baumschulware indes stagniert gern für viele Jahre im Ballen ohne nennenswerte Zuwächse.»

Laut Wecke sind die bisherigen Erkenntnisse des bis Ende 2024 laufenden Modellprojekts übertragbar auf andere Anlagen. «Das Interesse daran ist groß.» Auch am dabei wiederentdeckten Verfahren zur Pflanzenkohle-Herstellung. Die entsteht in einem thermischen Prozess unter Ausschluss von Sauerstoff aus Restholz-Hackschnitzeln. Mit Gehaltvollem wie Gülle oder Kompost vermengt und «aufgeladen», sei sie ein wertvoller Bodenzuschlagstoff, der die Kapazitäten für Wasserspeicherung und Kationen-Austausch erhöht, langzeitdüngt und viele andere gute Eigenschaften habe, die schon die Indigenen am Amazonas genutzt hätten. In den hiesigen Anlagen könne so künftig auf Dünger und Bodenhilfsstoffe weitgehend verzichtet - und die Abwärme aus der Pyrolyse etwa zur Trocknung genutzt werden.

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