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Dresdner Schloss: Götterbote zeugt von Schätzen der Provinz

Eine Praktikantin betrachtet im Residenzschloss einen frisch restaurierten Hermes. / Foto: Robert Michael/dpa/Archivbild
Eine Praktikantin betrachtet im Residenzschloss einen frisch restaurierten Hermes. / Foto: Robert Michael/dpa/Archivbild

Sachsen ist ein an historischen Kulturschätzen reiches Land. Dabei stehen die einst höfischen Sammlungen besonders im Fokus - ein Museumschef aus der Oberlausitz bietet potente Konkurrenz.

Ein frisch restaurierter barocker Hermes aus Zittau (Landkreis Görlitz) kündet bis Mitte September im Dresdner Residenzschloss vom Reichtum in der sächsischen Provinz. Der steinerne Götterbote aus einem der Grabhäuser des früheren Klosterfriedhofs in Zittau misst sich im Residenzschloss am Fuße der Englischen Treppe nicht nur mit höfischem Figurenschmuck des 18. Jahrhunderts in der berühmten Kulturstadt. «Die Skulptur zeugt vom Prunk der löblichen Handelsstadt Zittau, die seit dem 14. Jahrhundert zum Oberlausitzer Sechs-Städte-Bund gehörte», sagte Peter Knüvener, Direktor der Städtischen Museen Zittau, vor der Präsentation der Deutschen Presse-Agentur.

Sachsen fehle ein kulturhistorisches Landesmuseum, «in der Provinz gibt es Schätze, die gehoben werden müssen», sagte Knüvener. Mit Hermes will er neugierig machen und für eine «Art Schaufenster der Kunst in Sachsen» bei den Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) werben. Hermes, Schutzgott der Kaufleute und Begleiter der verstorbenen Seelen in die Totenwelt, sei der Bote des reichen Kulturerbes, sagte Generaldirektorin Marion Ackermann. Das präsentierten die SKD in Sachsen und der Welt. Der Museumsverbund engagiert sich seit Jahren mit seinen Kunstschätzen auch verstärkt im ländlichen Raum. Mit dem Götterboten aus Zittau sei es nun «einmal anders», zur besonderen Freude der SKD.

Den 1,90 Meter großen Gott des Handels ließ ein Kaufmann 1734 wohl aus feinem böhmischem Sandstein und schwarzem Marmor für die letzte Ruhestätte seines Vaters anfertigen. Mit der monumentalen Figur, die lässig auf einem Sockel neben einem Stoffballen steht, wollte er sich von den gewöhnlichen barocken Grabmonumenten in den benachbarten Grufthäusern abheben, erzählte Knüvener. Es gehöre zu den bedeutendsten und ungewöhnlichsten barocken Grabdenkmälern in der Oberlausitz.

Die stark verfallene Skulptur konnte in den vergangenen zwei Jahren mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung und einer Spende restauriert werden. «Der Hermes kann sich sehr gut behaupten gegen die Glanz und Gloria», sagte Knüvener. Künftig soll er im Hof des ehemaligen Franziskanerklosters und Domizil der Museen wieder zugänglich sein - nach Jahrhunderten im Verborgenen. Der dortige Friedhof mit insgesamt 22 Grufthäusern ist ein einzigartiges Denkmal der Begräbniskultur in Mitteleuropa - und wird seit Jahren Schritt für Schritt saniert.

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