Die Bundespolizei hat ein bundesweites Prostitutions-Netzwerk zerschlagen und dabei auch zwei Menschen aus Hessen festgenommen. Bei der Großrazzia im Rotlichtmilieu durchsuchten mehr als 1500 Bundespolizisten am Mittwochmorgen 62 Orte in zwölf Bundesländern. Darunter waren auch zehn hessische Bordelle. Im Fokus der Beamten standen vor allem Menschenhandel und Zwangsprostitution von vorrangig transsexuellen Prostituierten aus Thailand.
Gegen 56 Menschen im Alter zwischen 26 und 66 Jahren, von denen 41 Frauen sind, wird nun wegen Einschleusens von Ausländern, Zuhälterei, Zwangsprostitution, Veruntreuung von Arbeitsgehältern und Steuerhinterziehung ermittelt. Zwei der Beschuldigten betrieben Bordelle im hessischen Maintal (Main-Kinzig-Kreis) und Eschborn (Main-Taunus-Kreis). Am Donnerstag sollen sie dem Haftrichter in Hanau vorgeführt werden.
In Hanau nahmen die Ermittlungen im Februar 2017 auch ihren Anfang. Wie Alexander Badle von der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Mittwoch sagte, übernahm dann die Eingreifreserve der Generalstaatsanwaltschaft, die auch für Organisierte Kriminalität zuständig ist.
Die Ermittlungen führten die Beamten zu einem Paar aus Siegen, das dort drei Bordelle betrieb. Die 59-jährige Thailänderin und ihr 62 Jahre alter deutscher Lebensgefährte sollen gemeinsam mit weiteren Mittätern ein bundesweites Netzwerk aufgebaut haben, um thailändische Frauen und Transsexuelle nach Deutschland zu schleusen und als Prostituierte arbeiten zu lassen. Diese sollen anfangs vor allem in Bordellen in Siegen gearbeitet haben, später in «einer Art Rotationsprinzip» unter anderem in Maintal, Rodgau und Gießen.
Bei den meisten handele es sich aber nicht um Zwangsprostituierte, so Badle. «Bei den Absprachen, die in Thailand getroffen wurden, ist deutlich kommuniziert worden, was Grund für die Reise in die Bundesrepublik ist». Dabei sei der Umstand ausgenutzt worden, dass die Prostituierten aus Thailand nicht Deutsch sprechen und sich den Verhältnissen damit nicht entziehen konnten.
Mit der Ankunft in Deutschland wurden ihnen laut Badle fiktive Lebenshaltungskosten in Rechnung gestellt, die mit den Einnahmen aus der Prostitution verrechnet wurden. «In der Folge sind diese Personen überwiegend über einen längeren Zeitraum ohne eine Einnahmequelle tätig gewesen», sagte Badle. Die Gewinne seien bei den Tätern geblieben.
Ermittelt worden seien 34 thailändische Prostituierte. «Die Dunkelziffer ist allerdings höher», sagte Badle. Zusätzlich trafen die Polizisten bei den Razzien 150 Prostituierte mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus an. Was mit ihnen passiert, müsse nun die Ausländerbehörde klären.
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