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Stationäre Hospize in Sachsen beklagen fehlende Plätze

Angehörige sitzen in einem Trauercafé. / Foto: Michael Reichel/dpa/Archivbild
Angehörige sitzen in einem Trauercafé. / Foto: Michael Reichel/dpa/Archivbild

Hospize sollen schwerkranken Menschen ein würdevolles und umsorgtes Lebensende bereiten. Doch viele Hospize klagen, dass sie nicht alle Menschen aufnehmen können.

Für sterbenskranke und pflegebedürftige Menschen fehlen in den Hospizen in Sachsen Plätze. «Wir können generell nicht alle Menschen aufnehmen, die einen Aufnahmeantrag stellen», sagte die Geschäftsführerin vom Hospiz Villa Auguste in Leipzig, Beatrix Lewe, bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Um die Größenordnung zu zeigen: 2022 hatten wir 725 Aufnahmeanträge, 155 Menschen haben wir tatsächlich aufnehmen und 144 bis zum Tod begleiten können. Die anderen haben den Jahreswechsel erlebt.»

In Sachsen gibt es laut Sozialministerium 15 stationäre Hospize mit zusammen 177 Plätzen. Hinzu kommen 55 Standorten für ambulante Hospizdienste, 6 davon für Kinder.

Die Auslastung der Betten Hospiz Villa Auguste lag 2022 bei etwa 90 Prozent. «Es gibt schwer Erkrankte, die mehrere Monate im Hospiz leben, andere sterben in kürzester Zeit. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in unserem Haus beträgt 20 Tage», sagte Lewe.

«Der Bedarf an Hospizplätzen ist ungebrochen hoch», bestätigte der Leiter des Marien-Hospizes in Dresden, Johannes Bittner. «Wir hatten in den vergangenen beiden Jahren jeweils fast 500 Anmeldungen.» Aufgenommen worden seien zwischen 100 und 125 Menschen. Dabei müsse jedoch berücksichtigt werde, dass gleichzeitige Anmeldungen in mehreren Hospizen üblich seien.

Das Marien-Hopiz mit zwölf Betten sei seit der Eröffnung im Oktober 2020 das einzige stationäre Hospiz in Dresden, sagte Bittner. «Das ist deutlich zu wenig.» Eine Verbesserung sei nicht in Sicht.

Allerdings: Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, wo es bisher als einzigen Landkreis in Sachsen kein stationäres Hospiz gab, entstehe im Pirnaer Schlosspark eine Einrichtung mit zehn bis zwölf Plätzen. Das solle im nächsten Jahr eröffnen. «Das wird uns geringfügig entlasten», sagte Bittner. Denn bisher kamen Menschen auch aus dieser Region nach Dresden.

So ohne Weiteres wird laut Bittner niemand in ein Hospiz aufgenommen. Dazu sei ein Antrag bei der Krankenkasse erforderlich, dem eine ärztliche Bescheinigung beigefügt sein müsse, die dem Patienten eine unheilbare, weit fortgeschrittene und weiter fortschreitende Erkrankung mit einer zu erwartenden verbleibenden Lebenszeit von Tagen, Wochen oder wenigen Monaten bescheinigt. Der Betreffende könne zu Hause nicht mehr versorgt werden, eine sinnvolle Behandlung im Krankenhaus sei nicht mehr möglich. Zudem sei in der Regel der Pflegebedarf hoch. «Der übergroße Teil der bei uns begleiteten Menschen leiden an Tumorerkrankungen», sagte Bittner.

Weniger stark ist die Nachfrage in Ostsachsen. «Der Bedarf schwankt, ist jedoch stets da», sagte Kristin Schiffner von der Christlichen Hospiz Ostsachsen gGmbH mit stationären Hospizen in Herrnhut und Bischofswerda. «Es gibt während des Jahres Situationen, in denen nicht alle Anfragen zeitnah aufgenommen werden können. Dann wird eine Warteliste geführt.» Dennoch könne dem größten Teil der Anfragen entsprochen werden. «Es gibt aber auch Zeiten, in denen nicht alle zur Verfügung stehenden Plätze belegt sind. Prinzipiell kann man sagen, dass der aktuelle Bedarf an Hospizplätzen in den vorhandenen Hospizen ausreicht.»

Dem Sozialministerium zufolge wurde seit 2018 die Versorgung auch mit Hilfe einer Landesförderung in Torgau, Niesky, Bischofswerda und Dresden weiter ausgebaut. Eine Hospizstudie von 2017 geht davon aus, das bis 2050 in Sachsen 155 stationäre Hospizbetten gebraucht werden. «Der damals ermittelte Ausbaubedarf wurde zwischenzeitlich umgesetzt», hieß es beim Ministerium.

Laut Landesverband für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen ist der Bedarf entsprechend den geltenden Richtlinien rein rechnerisch zwar erfüllt. Allerdings würden die regionale Verteilung und die damit verbundene Erreichbarkeit durch Angehörige nicht berücksichtigt.

Das Kinderhospiz Bärenherz Leipzig mit zehn Betten ist das einzige Kinderhospiz in Sachsen. Dort gibt es unter anderem auch Unterkünfte für die Eltern und Geschwister der kranken Kinder. Diese kommen bis zu deren Tod oft über Jahre zu Aufenthalten in das Bärenherz. «Auch die Eltern müssen Kraft für die Pflege ihres Kindes schöpfen. Ein Team kümmert sich um die Geschwister. Die kommen im Alltag oft zu kurz», sagte Mona Meister vom Bärenherz. Viele dieser Angebote müssten durch Spenden finanziert werden.

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