Heinz Florian Oertel, die legendäre Stimme des DDR-Sportfernsehens und -Hörfunks, ist am 27. März im Alter von 95 Jahren verstorben. Dies wurde am Mittwoch von seiner Familie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Oertel war für seine mitreißenden Reportagen, Talkshows und Unterhaltungssendungen bekannt, die Millionen begeisterten, aber auch polarisierten.
Oertel war immer dort, wo der große Sport stattfand und die DDR-Stars auf Erfolge hoffen konnten. Er erlebte insgesamt 17 Olympische Spiele und acht Fußball-Weltmeisterschaften, darunter auch die WM 1974, bei der sich die DDR erst- und einmalig qualifiziert hatte. Der am 11. Dezember 1927 in Cottbus geborene Journalist kommentierte den legendären 1:0-Sieg über den späteren Weltmeister BRD in Hamburg.
Unvergessen bleibt seine Reportage vom 1. August 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau, als er den zweiten Olympiasieg des Marathonläufers Waldemar Cierpinski in euphorischer Manier beschrieb: «Liebe Zuschauer zu Hause, das ist ein einmaliger Triumph. Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut, nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar. Waldemar ist da!»
Mit seinem unglaublichen Fach- und Allgemeinwissen bereicherte Oertel seine Reportagen in verschiedenen Sportarten wie Fußball, Leichtathletik, Radsport, Boxen und Eiskunstlauf. Er fand stets die richtigen Worte, um seine Zuhörer mit seiner eigenen Begeisterung anzustecken. Dass er 17 Mal DDR-Fernsehliebling wurde, so häufig wie kein anderer DDR-Promi, unterstreicht diese Tatsache.
Oertels Markenzeichen waren seine Stimme, sein Stil und seine Sprache. Er hielt Distanz, war aber immer nah dran, wenn es im Stadion spannend wurde. In einem emotionalen Moment nannte er den viermaligen Langlauf-Olympiasieger aus Finnland, Lasse Virén, "Tartan-Elch".
In den letzten Jahren hatte sich Oertel aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Neben seiner Tätigkeit als Sportjournalist war er auch als Autor und Hochschuldozent tätig und setzte sich in seinen Büchern kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinander – auch schon zu DDR-Zeiten.Bericht Bild
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten