Die sächsische Staatsregierung nimmt 1,7 Milliarden Euro in die Hand, um dem Personalmangel an den Schulen zu begegnen und den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Wesentlicher Posten der für die nächsten fünf Jahre berechneten Mehrausgaben ist dabei die ab kommendem Jahr geplante Verbeamtungsmöglichkeit für neue und bereits beschäftigte Lehrkräfte unter 42 Jahren. 200 bis 230 Millionen Euro müssen dafür in den Generationenfonds eingezahlt werden, aus dem im Freistaat die Beamtenpensionen beglichen werden.
Außerdem fallen Kosten für eine Höhergruppierung von Grundschullehrern sowie Zulagen und Ausgleiche für angestellte Lehrer an. Ältere Pädagogen sollen mit Bindungszulagen gehalten werden - nach Möglichkeit auch über die Pensionsgrenze hinaus.
Auch wird Pensionären, die nicht mehr vor einer Klasse stehen wollen, angeboten, gegen Honorar Referendare zu betreuen, Klassenarbeiten zu korrigieren oder andere schulische Aufgaben außerhalb des Klassenzimmers zu übernehmen. Darüber hinaus soll die Lehrerausbildung in Sachsen gestärkt werden.
Auf ein entsprechendes Maßnahmenpaket haben sich CDU und SPD nach monatelangem Streit verständigt. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sprach nach einer Sondersitzung des Kabinetts am Freitag von einem guten Kompromiss, der beiden Koalitionspartnern nicht leicht gefallen sei. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange betonte die Vielzahl der bereits ergriffenen oder geplanten Maßnahmen, um den Lehrermangel zu beheben. «Viel mehr können sie nicht mehr tun.»
Piwarz verwies darauf, dass der Anteil der Seiteneinsteiger bei Lehrerneueinstellungen in Berlin mit 30 und in Sachsen mit zuletzt über 60 Prozent bundesweit am höchsten sei. In beiden Bundesländern wird bislang nicht verbeamtet. «Ich brauche die Verbeamtung, um wenigstens den Wettbewerbsnachtteil (...) auszugleichen.» Er gehe davon aus, dass sich bei den neuen Lehrern etwa 90 Prozent für eine Verbeamtung entscheiden werden; bei den etwa 6000 bis 7000 schon angestellten unter 42-Jährigen erwarte er einen Verbeamtungsquote von 60 Prozent.
Die Maßnahmen zielten darauf ab, «dass junge Leute sich für den Lehrerberuf in Sachsen entscheiden» und die Lehrer, die bereits im System seien, möglichst lange zu halten, sagte Piwarz. Außerdem solle den Pädagogen, die noch zu DDR-Zeiten den Beruf ergriffen hätten und seit 27 Jahren «unterschiedslos die gleiche Arbeit» leisteten, Wertschätzung entgegengebracht werden.
Mit den getroffenen Maßnahme sei auch sichergestellt, «dass wir bis 2030 weiterhin auf hohem Niveau Lehrer ausbilden können», sagte Stange. Im vergangenen Wintersemester seien an den fünf Hochschulen mit Lehrerausbildung 2400 neue Lehramtsstudenten immatrikuliert worden. «Bevor wir die Lehrer vor die Klasse stellen, müssen sie ausgebildet werden.» Das dauere in der Regel sechs bis sieben Jahr. Erfreut zeigte sich Stange, dass auch der Grundschullehrerausbildung in Chemnitz eine dauerhafte Perspektive gegeben worden sei.
Der Einigung ging ein monatelanges Hin und Her voraus. Die CDU-Fraktion hatte die Staatsregierung bereits im Dezember aufgefordert, bis Ende Januar ein Konzept gegen den Lehrermangel vorzulegen. Ein zwischen den CDU-geführten Ressorts Kultus und Finanzen abgestimmter Vorschlag war auf Widerstand beim Koalitionspartner SPD gestoßen.
Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH
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