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Digitalisierung: Als Deutschland Kreide holen war

Symbolbild Digitalisierung / pixabay RosZie
Symbolbild Digitalisierung / pixabay RosZie

Deutschland droht im Bereich Digitalisierung den Anschluss zu verlieren. Faktoren wie Internetgeschwindigkeit, E-Government und digitale Bildung sind besorgniserregend.

Von: Veit Deutsch

Während andere Länder in den vergangenen Jahren ihre digitale Zukunft entschlossen gestaltet haben, wirkt Deutschland wie gelähmt. Ob Internetgeschwindigkeit, E-Government oder digitale Bildung – der internationale Vergleich zeigt: Die Bundesrepublik droht den Anschluss zu verlieren.

Als erstes vorweg knallharte Fakten:

1. Digitale Infrastruktur (Breitband & 5G)

  • Internetgeschwindigkeit: Deutschland liegt auf Platz 35 weltweit (Q4 2023, Speedtest Global Index) – hinter Ländern wie Ungarn, Spanien oder den USA.
  • 5G-Ausbau: Nur ~30% der Bevölkerung sind mit "echtem" 5G versorgt (Stand 2024; zum Vergleich: Südkorea ~95%).
  • Glasfaseranteil: Gerade mal ~10% der Haushalte haben FTTH (Glasfaser bis zur Wohnung). In Schweden sind es ~70%, in Spanien ~80%.

2. E-Government & Verwaltung

  • Im UN E-Government Ranking 2023 landet Deutschland auf Platz 22 – hinter Estland (1. Platz in Europa) und sogar hinter Ländern wie den VAE oder Singapur. Beispiel Online-Ausweis: Nur ~1% der Deutschen nutzen den digitalen Personalausweis aktiv (in Estland ist die digitale Identität Standard).

3. Digitale Wirtschaft & Innovation

  • Startup-Investitionen: 2023 sanken Investments in deutsche Startups um ~43% (Quelle: EY). Zum Vergleich: Frankreich verzeichnete nur einen Rückgang von ~23%.
  • KI-Forschung: Deutschland gibt zwar viel für KI aus (3,5 Mrd. Euro bis 2025), aber bei Patenten und Umsetzung hinken wir hinterher (USA und China dominieren).

4. Bildung & Digitale Kompetenzen

  • Schulen: Nur ~40% der Schulen haben laut KMK (2023) eine "gute digitale Ausstattung". In Dänemark sind es ~90%.
  • Fachkräftemangel: Bis 2030 fehlen ~1,1 Mio. IT-Fachkräfte (Bitkom-Schätzung).

5. Warum hinkt Deutschland hinterher?

  • Bürokratie: Langsame Genehmigungsverfahren (z. B. für Funkmasten oder Glasfaserausbau).
  • Konservative Mentalität: Skepsis gegenüber Cloud-Lösungen (viele Unternehmen nutzen noch On-Premise-Server).
  • Föderalismus: Unterschiedliche Digitalisierungsstrategien der Bundesländer bremsen einheitliche Lösungen.

Positive Ausnahmen (um differenziert zu bleiben):

  • Industrie 4.0 (Deutschland ist bei der industriellen Digitalisierung stark).
  • Einige Vorreiter-Unternehmen (z. B. SAP, Zalando).

Deutschlands Digitalisierung: Verschlafen und abgehängt?

Während andere Länder in den vergangenen Jahren ihre digitale Zukunft entschlossen gestaltet haben, wirkt Deutschland wie gelähmt. Ob Internetgeschwindigkeit, E-Government oder digitale Bildung – der internationale Vergleich zeigt: Die Bundesrepublik droht den Anschluss zu verlieren.

Lahmes Internet, zögerlicher Ausbau

Mit durchschnittlichen Download-Geschwindigkeiten von rund 100 Mbit/s landet Deutschland im weltweiten Ranking nur auf Platz 35 – weit hinter Ländern wie Spanien oder Ungarn. Besonders peinlich: Der Glasfaserausbau kommt kaum voran. Während in Schweden bereits 70 Prozent der Haushalte mit Highspeed-Internet versorgt sind, sind es hierzulande gerade einmal 10 Prozent. Auch beim 5G-Netz hinkt Deutschland hinterher: Nur 30 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu vollwertigem 5G – in Südkorea sind es fast 100 Prozent.

Digitaler Stillstand in Behörden

Wer in Deutschland einen Behördengang online erledigen will, stößt schnell an Grenzen. Im UN-Ranking für E-Government landet die Bundesrepublik nur auf Platz 22 – weit abgeschlagen hinter Vorreitern wie Estland, wo Bürger fast alle Amtsgänge digital erledigen können. Selbst der deutsche Online-Ausweis, mit dem sich Bürger identifizieren können, wird kaum genutzt: Nur ein Prozent der Deutschen machen davon Gebrauch.

Wirtschaft und Bildung: Zu langsam, zu zaghaft

Auch bei Innovationen und digitaler Bildung gibt es massive Defizite. Die Investitionen in Startups brachen 2023 um 43 Prozent ein – in Frankreich war der Rückgang mit 23 Prozent deutlich geringer. An den Schulen sieht es nicht besser aus: Nur 40 Prozent sind gut digital ausgestattet, in Dänemark sind es 90 Prozent. Gleichzeitig warnen Experten vor einem massiven IT-Fachkräftemangel – bis 2030 könnten hier über eine Million Arbeitskräfte fehlen.

Warum hängt Deutschland zurück?

Experten nennen vor allem drei Gründe: eine überbordende Bürokratie, die jeden Fortschritt ausbremst, eine konservative Haltung gegenüber neuen Technologien und den Föderalismus, der einheitliche Lösungen verhindert. Zwar gibt es Lichtblicke – etwa in der Industrie 4.0 – doch insgesamt fehlt der politische Wille, die Digitalisierung entschlossen voranzutreiben.

Fazit: Deutschland schafft es nicht, aus der analogen Vergangenheit in die digitale Zukunft zu starten. Wenn nicht bald ein radikales Umdenken erfolgt, wird das Land weiter ins Hintertreffen geraten – mit fatalen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.

Quellen: Speedtest Global Index, UN E-Government Survey, Bitkom, EU-DESI-Report