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Er verließ Deutschland für Kenias verlorene Straßenkinder

Lothar Firlej mit Ball (Bild: Lothar Firlej)
Lothar Firlej mit Ball (Bild: Lothar Firlej)

Lothar Firlej (57) ist fußballbegeistert und erhält für sein Engagement den Hope Award 2018.


Lothar Firlej (57) ist fußballbegeistert. Er trainierte mehrere Jahre die Jugend vom FT Starnberg 09 und vom TSV 1860 München. Die Kinder und Jugendlichen, die Lothar trainiert, wachsen wohlbehütet und in der Regel ohne finanzielle Sorgen. Für sie ist das Fußballtraining einfach Bestandteil eines ganz normalen Lebens mit einem Trainer, der seinen Job wirklich liebt.

Im Jahr 2010 kam sein Freund, Stefan Kammerl, auf ihn zu und fragte, ob er nicht ein paar Fußballsachen für Afrika, genauer für Kenia, sammeln könnte. Natürlich war das kein Problem und Lothar wollte das natürlich auch gern unterstützen, knüpfe jedoch eine Bedingung daran: Er wollte das Projekt in Kenia sehen. Ein Jahr später ging es dann auf eine 10-tägige Urlaubsreise.

In Juja, einem Slum bei Nairobi, angekommen bekam er einen ersten Eindruck von den Verhältnissen in Kenia. Armut, wie sie sich niemand vorstellen kann, der in Deutschland groß geworden ist und niemals wirklich Hunger leiden musste. Straßenkinder die Klebstoff schnüffeln, nicht um high zu werden, sondern um einfach das Hungergefühl zu unterdrücken und natürlich abhängig werden. Kinder, die nach Bildung lechzen, die Eltern sich die Schule aber schlichtweg nicht leisten können. Denn mit umgerechnet 110 Euro pro Schuljahr sind schon mal knapp 16 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommens weg – 700 Euro, für uns unvorstellbar. Noch viel unvorstellbarer ist, dass Kinder selbst in der Schule nicht sicher sind. „Manchmal reicht eine Verständnisfrage und der Lehrer schlägt mit einem Rohrstock zu“, sagte Lothar sichtlich berührt.

Lothar besuchte ein Waisenhaus und blickte in traurige und hoffnungsvolle Kinderaugen. Er sah Kinder, die mit ortsüblichen selbstgebastelten Bällen spielten – sogenannte Joala-Bälle. Er war geflasht und aus seinem Urlaub wurde ganz spontan ein 10-tägiger beeindruckender Arbeitsaufenthalt. Lothar wuchs selbst in einem Waisenhaus in Paderborn auf und konnte fühlen, was die Kinder brauchten. Dann ging es zurück nach München.
Zuhause angekommen gingen ihm die Kinder und seine Gefühle nicht mehr aus dem Kopf. Er stellte alles in seinem Leben in Frage und traf letztlich die Entscheidung. Er wollte seiner Heimat den Rücken kehren und den Waisenkindern auf den Straßen Kenias ein Trainer sein, denn Lothar weiß natürlich wie relevant Sport für die Entwicklung von Kindern ist.
Joala-Ball (Bild: Thomas)Joala-Ball (Bild: Thomas Wolf)

Im Sommer 2012 flog er dann, „vielleicht etwas naiv“, wie er sagt, nach Kenia und landete im kalten Wasser. Jetzt hieß es schwimmen lernen und die Dinge vor Ort anpacken. Er war gekommen, um zu helfen. Und das tat er. Als Direktor eines Berufsbildungszentrums für junge Kenianerinnen und Kenianer half er extrem armen Familien dabei an Geld für die teure Schulausbildung zu kommen. Geholfen haben hier seine guten Kontakte nach Deutschland. Freunde und Gönner unterstützten seine Arbeit. Er arbeitete für ein großes Förderprojekt in Nairobi, bei dem mehr als 25.000 Kinder an 17 Standorten Straßenfußball lernten. Die besten 300 Kinder haben sich damit das Schulgeld erspielt.Seit nunmehr sechs Jahren lebt Lothar in einem Waisenhaus, bekommt quasi kein Geld, jedoch täglich eine warme Mahlzeit. Er hat seine Berufung gefunden, ist glücklich und sagt: „Ich fühle mich als ihr Vater und erlebe als Erwachsener meine zweite Kindheit.“ Lothar ist demütig und weiß, dass er niemals morgens aufwachen und sein Leben als Selbstverständlichkeit erachten darf.“
Christian Schleicher (links) und Lothar Firlej (rechts) (Bild: Thomas Wolf)Christian Schleicher (links) und Lothar Firlej (rechts) (Bild: Thomas Wolf)

Lothar Firlej bekommt für ein unglaubliches Engagement für die Ärmsten der Armen in Kenia den Hope-Award 2018 in Dresden verliehen. Der Hope Award ist dieses Jahr das erste Mal in seiner Geschichte dotiert. Christian Schleicher, Geschäftsführer vom Autohaus Dresden, freut sich wirklich sehr die 5.000 Euro für ein so wichtiges Projekt zu übergeben.

Der Hope Award 2018 wird am 27.10. im Rahmen der 13. Hope-Gala im Staatsschauspiel zu Dresden übergeben. Bei der von der Dresdnerin Viola Klein initiierten Hope-Gala, werden jedes Jahr Spenden für die Hope Stiftung in Kapstadt gesammelt, um vor Ort den Kampf gegen HIV Aids zu unterstützen. Die Hope Gala ist der größte Einzelspender weltweit.