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Der Neugierigmacher: Kulturentwickler Mike Salomon

dpa / Miriam Schönbach
dpa / Miriam Schönbach

Kleinwelka und das Glück. Die Sonne leckt den Schriftzug vom Asphalt. «Die Glücksbotschaften sollen zum Nachdenken über das eigene Lebensglück und das der anderen anregen»,

Mit gerade einmal 15 Kilometern pro Stunde tuckert das «Glücksmobil» über die Straße. Es entschleunigt schon beim Zuschauen. Auf dem Traktor mit angehängtem Wassertank sitzt vorn Mike Salomon. Kulturentwickler nennt er sich selbst - und kaum ist er mit seinem Gefährt vorbei, steht auf der Straße mit großen wässrigen Buchstaben «So ein Glück». Wie flüchtig dieses Glück sein kann, zeigt sich schon einige Augenblicke später. Die Sonne leckt den Schriftzug vom Asphalt. «Die Glücksbotschaften sollen zum Nachdenken über das eigene Lebensglück und das der anderen anregen», sagt er und drückt einen Knopf. Schillernd-bunte Seifenblasen verschwinden im Himmel.

Manche schütteln den Kopf über Salomons «Beglückungsmaschine», andere finden sie genial. Seit neun Jahren versucht der ehemalige Tänzer und studierte Choreograf, den Menschen im Osten Sachsens neue Perspektiven jenseits des Bekannten aufzuzeigen. «Vielleicht braucht es Leute von außen ohne Vorurteile, die erstmal zeigen, was alles möglich ist», sagt der gebürtige Spreewälder. Dabei geht es ihm darum, Menschen und Räume in Bewegung zu setzen - und vor allem neugierig zu machen. Sein jüngstes Projekt neben dem «Glücksmobil» sind die «Schwesternhäuser» in Kleinwelka.

Mit dem Remise-Verein will Salomon das einstige Domizil für ledige Mädchen und ältere Damen der Herrnhuter Brüderunität kurz vor den Toren Bautzens zu einem Kulturstandort entwickeln - mit Seminaren, Workshops, Künstlerresidenz, Stipendiatenprogramm, Konzerten, Lesungen, Theater und Kino. Ein erster Schritt in diese Richtung im denkmalgeschützten Barockensemble ist der «Kultursommer». Seit drei Jahren lädt Salomon zehn Wochen lang Musiker, Performance-Künstler, Tänzer und Autoren zu Auftritten in den Ort mit knapp 800 Einwohnern ein. Bei der diesjährigen Auflage unter dem Thema «So ein Glück» hat unter anderem der Chansonier Tim Fischer gesungen und hinterher Linsensuppe gelöffelt.

Die Angebote zwischen Lesung, Tanz, Yoga und Konzerten sind dabei für die Zuhörer immer kostenlos. «Kultur ist Bildung», sagt er. «Sie braucht Unterstützung durch Entscheidungsträger.» Gerade im ländlichen Raum sei es wichtig, Angebote mit einem Konzept zu machen. «Hier leben die Menschen mit den größten Verlust- und Zukunftsängsten. Deshalb sind nicht nur Schulen, Kindergärten und Arztpraxen wichtig. Kulturelle Arbeit wirkt wie ein Ventil. Aber kulturelle Bildung wurde in den vergangenen 30 Jahren vernachlässigt», sagt der Kulturentwickler.

Das «Glücksmobil» ist nun ein Anschlussprojekt des Kultursommers 2018. Die Idee entstand aus der Zusammenarbeit zwischen dem künstlerischen Leiter der «Schwesternhäuser», Salomon, und dem Leipziger Künstler Julius Pop. Auf dem Traktor können neben dem Fahrer noch zwei Personen mitfahren. «Jeder kann Glücksbotschafter werden. Wir suchen noch Menschen, die das Projekt auf einzelnen Strecken begleiten», sagt der Wahl-Oberlausitzer. Er selbst will mit dem ungewöhnlichen Gefährt am 12. September zu einem Treffen der Bundeskulturstiftung nach Halle/Saale fahren, bei dem es um «Kultur im ländlichen Raum» geht. Und natürlich kann sich jeder - durch eine kleine Unterstützung - mit der «Beglückungsmaschine» das Glück vor die eigene Haustür holen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Miriam Schönbach