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Viele pendeln noch gen Westen: Behörde sieht Handlungsbedarf

Sabine Zimmermann (Die Linke), Abgeordnete, spricht im Bundestag. Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa
Sabine Zimmermann (Die Linke), Abgeordnete, spricht im Bundestag. Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa

Viele Menschen finden am Wohnort nicht den passenden Job und pendeln. Oft hängt das mit Löhnen und Arbeitsbedingungen zusammen. Dabei wird angesichts des Fachkräftemangels eigentlich jeder vor Ort gebraucht.

Gut drei Jahrzehnte nach der Deutschen Einheit pendeln viele Sachsen noch immer zur Arbeit in den Westen. Laut Statistik waren das im Vorjahr 69 617 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Im Jahr zuvor waren es 70 591. «Die hohe Pendlerzahl nach Westdeutschland entlastet immer noch ganz wesentlich den sächsischen Arbeitsmarkt und ist Ausdruck von zu wenig guter Arbeit und niedrigen Löhnen in Sachsen», sagte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Linke). Sie hatte Angaben zu den Pendlern bei der Bundesagentur für Arbeit erfragt.

Demnach bekamen Vollzeit-Pendler aus Sachsen an ihrem Arbeitsort im Westen Ende 2019 ein mittleres Einkommen von 3744 Euro brutto im Monat. In Sachsen lag es dagegen bei 2695 Euro. «Wir brauchen in Sachsen endlich höhere Löhne», schlussfolgerte Zimmermann. Existenzsichernde Arbeit sei zwar gleichermaßen für West und Ost wichtig, doch der Osten befinde sich da leider noch immer in der schwächeren Position. Dies dürfe weder die Landesregierung noch die Bundesregierung aus den Augen verlieren.

Der Statistik zufolge arbeiteten 2020 die meisten sächsischen Pendler in Bayern (25 806), an zweiter Stelle der Westländer lag Nordrhein- Westfalen (13 019). Die Nachbarländer Sachsens stehen mit folgenden Zahlen zu Buche: Sachsen-Anhalt (25 139), Thüringen (16 669) und Brandenburg (16 213). Doch es gibt auch Pendeln in anderer Richtung: 23 629 Menschen kamen insgesamt aus Westdeutschland zum Arbeiten nach Sachsen. Die meisten stammten aber aus Sachsen-Anhalt (34 669) und Thüringen (21 628).

«Der Druck, im Beruf mobil zu sein und weite Wege zum Arbeitsplatz zurückzulegen, hält unvermindert an», betonte Zimmermann. Der Preis dieser Mobilität sei vor allem bei Fernpendlern zunehmender Stress bis hin zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Das Familienleben leide, Menschen würden entwurzelt. Die Arbeitgeber seien gefordert, Arbeitszeitmodelle zu finden, die den Beschäftigten Flexibilität einräumen und dem Stress entgegen wirken: «Auch für die Umwelt wäre weniger Pendeln eine deutliche Entlastung.»

Die Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit wollte sich am Montag nicht auf «West-Pendler» beschränken und gab die Zahl aller sächsischen Pendler in andere Bundesländer an. Sie sei im vergangenen Jahr leicht gestiegen - um 279 auf insgesamt 140 862, teilte die Behörde mit. Gleichzeitig sei die Zahl der Einpendler etwas gesunken. 127 310 Frauen und Männer aus anderen Bundesländern oder dem Ausland hätten 2020 in Sachsen gearbeitet, 1145 weniger als im Jahr zuvor. Das Pendlersaldo ist aus sächsischer Sicht also negativ: 13 552 mehr Menschen verlassen den Freistaat als zur Arbeit herkommen.

«Sachsen ist ein attraktives und modernes Land. Es tut mir nur weh, dass es immer noch deutlich mehr Auspendler gibt», kommentierte Agenturchef Klaus-Peter Hansen die Zahlen. Sächsische Firmen suchten händeringend gute Fachkräfte, die leider noch zu oft zur Arbeit in andere Bundesländer fahren: «Das können wir uns mit dem Blick auf die hohen Fachkräftebedarfe nicht mehr leisten.» Sachsen brauche Zuwanderung. Deshalb müssten künftig rückkehrwillige Menschen und Auspendler für Sachsen zurückgewonnen werden. Nur so blieben sächsische Betriebe im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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