Viele Unternehmen sehen sich nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden beim Thema ausländische Fachkräfte ausgebremst. IHK-Präsident Andreas Sperl verwies am Donnerstag auf monatelange Wartezeiten bei den Ausländerbehörden und einen kaum erreichbaren Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen. Die Nerven bei den Firmen lägen blank. «Hinzu komme ein geradezu ausufernder Aktionismus verschiedener regionaler Akteure, in Eigeninitiative und mit teils beträchtlichen Summen an Fördergeldern im Rücken, Fachkräfte im Ausland anwerben und in die regionale Wirtschaft integrieren zu wollen.» So könne es nicht weitergehen.
Sperl zufolge haben die Kammern der Regierung ein koordiniertes Vorgehen in definierten Zielgebieten vorgeschlagen. «Letztere sollten drei bis fünf Länder umfassen, in denen die Rekrutierung für Sachsen besonders lohnenswert erscheint.» Parallel dazu wolle die IHK Dresden eine eigene, interne Beratungsstruktur für die Einstellung ausländischer Azubis, Arbeits- und Fachkräfte aufbauen. Sperl sprach von einem enormen Handlungsdruck. So würden in Sachsen bis 2035 mehr als 900.000 Menschen und damit jeder fünfte Erwerbstätige altersbedingt aus dem Arbeitsprozess ausscheiden. An gezielter Zuwanderung führe kein Weg vorbei.
Weder Deutschland noch Sachsen gelinge es bisher, genügend qualifizierte Zuwanderer anzulocken und zu halten, erklärte Lukas Rohleder, IHK-Hauptgeschäftsführer. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz des Bundes gehe in die richtigen Richtung. Es dürfte Arbeitgebern und Interessenten für einen Job in Deutschland aber noch schwerer fallen, die ohnehin schon komplexen Regeln und unterschiedlichen Zuständigkeiten zu durchschauen und eine damit einhergehende Bürokratie zu meistern. Licht und Schatten gebe es auch bei dem sächsischen Maßnahmenplan für Fachkräfte. Man vermisse hier klare Zuständigkeiten, Fristen und Finanzierungsquellen.
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