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Oettinger in Dresden zu Besuch bei Startup Cloud and Heat

Thomas Wolf
Thomas Wolf

Das Dresdner Startup-Unternehmen Cloud & Heat hat sich mit Günther Oettinger und Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer über die Zukunft der Lausitz unterhalten.


Die Lausitz steht vor dem größten Wandel ihrer Geschichte, denn die Kohlezeit geht zu Ende. Das ist beschlossene Sache und nun müssen Ideen her, wie diese Region wirtschaftlich überleben kann, denn der Tourismus allein wird es sehr wahrscheinlich nicht auffangen können.

Große Hoffnung liegen natürlich in der Digitalisierung, nur fehlt es im Moment noch an konkreten Projekten, denn ein 5G-Netz allein schafft keine Arbeitsplätze. Es braucht Ideen, die fast der Quadratur des Kreises gleichkommen könnten. Auf der einen Seite müssen die neu anzusiedelnden Unternehmen dem weltweiten Standard übertreffen, um am Markt zu funktionieren, auf der anderen Seite müssen Möglichkeiten entstehen, auch die ehemaligen Kohlekumpel in Lohn und Brot zu bringen oder zumindest eine lebenswerte und sinnstiftende Alternative anzubieten. „So wie der Lausitz geht es auch anderen Regionen in Europa, die vom Kohleausstieg betroffen sind“, betonte EU-Kommissar Günther Oettinger, der gerade aus europäischen Kohlehauptstadt Katowice kam, wo Ende 2018 die UN-Klimakonferenz satt gefunden hat, bei einem Termin beim Dresdner Startup-Unternehmen Cloud & Heat, den er gemeinsam mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer wahrgenommen hat.

Cloud & Heat wurde 2011 gegründet, stand mehrfach kurz vor dem Aus, konnte aber immer wieder Investoren von ihrem innovativen Ansatz der modularen und „flüsterleisen“ Rechenzentren überzeugen, die – und das ist der eigentliche Clou – aus der konstanten Abwärme Warmwasser für private Haushalte und öffentliche Gebäude produzieren. Jens Struckmeier, CTO und Gründer, stellte seine Vision von einem großen verteilten Rechenzentrum in der Lausitz vor, das für Programmierer so attraktiv sein wird, dass es den etablierten Cloud-Anbietern Microsoft (Azure), Google und Amazon (AWS) in Sachen Preis, Verfügbarkeit, Datenschutz und Geschwindigkeit durchaus Paroli bieten kann. Damit beantwortet er auch gleich die durchaus berechtigte Frage von Michael Kretschmer, warum sich Softwareentwickler dazu entscheiden sollten ihre Applikationen in der Lausitz und nicht in den USA oder anderswo auf der Welt laufen zu lassen.
Struckmeier, der mit seinen Kollegen schon häufiger im Silicon Valley gewesen war, betonte, dass wir uns in Deutschland technologisch nicht verstecken müssen, „die kochen auch nur mit Wasser, machen aber wesentlich besseres Marketing.“ Sachsen solle Vorreiter bei verteilten Rechenzentren werden, wünscht er sich und ergänzte, „gigantisch große Einheiten wie in den USA werden nicht mehr benötigt.“Der große Vorteil der modularen Cloud&Heat Rechenkontainer ist, dass sie unkompliziert da installiert werden können, wo die Menschen warmes Wasser brauchen. Damit finde automatisch eine Verteilung der Rechenleistung in der Fläche statt und die Latenzzeiten (Verzögerung) werden verkürzt. Insbesondere mit Blick auf die Applikationen, die im Zusammenhang mit dem 5G-Netz im Bereich autonomes Fahren entwickelt werden, benötigen sehr schnelle Pings (Antwortzeiten) und die erreicht man nicht, wenn die Information erst in die USA und zurück muss, sondern vielmehr, wenn die Rechenleistung in einem 30 Kilometer entfernen Rechenzentrum erfolgen kann.
Günther Oettinger und Michael Kretschmer zeigten sich durchaus beeindruckt. Der EU-Kommissar vereinbarte gleich einen zweiten Termin auf der kommenden Hannover Messer, wo er sich noch einmal 15 Minuten Zeit nehmen möchte. Außerdem gab er Michael Kretschmer dezent den Hinweis, dass es noch bis Juni die Möglichkeit gäbe ein zweckgebundenes EU-Förderprogramm für die Lausitz zu beantragen, was mit Blick auf die Landtagswahlen 2019 sicherlich eine Steilvorlage für die Region ist.

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