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Im Dreiklang der Erinnerung

Im Dreiklang – Landschaften, Tiere und Akte werden in der Ausstellung gezeigt. Foto: PR
Im Dreiklang – Landschaften, Tiere und Akte werden in der Ausstellung gezeigt. Foto: PR

Im Dreiklang der Erinnerung

In diesem Jahr jähren sich gleich zwei markante Daten im Leben des Malers Carl Lohse (1895–1965): sein 130. Geburtstag und sein 60. Todestag. Für die Stadt Bischofswerda, die sich dem Werk des Künstlers seit Jahrzehnten verpflichtet fühlt, ist das Anlass, ihrem berühmtesten Sohn eine besondere Hommage zu widmen. Die Carl-Lohse-Galerie eröffnet am Freitag, dem 24. Oktober 2025, um 19 Uhr, die neue Sonderausstellung „Carl Lohse – Im Dreiklang“, die bis zum 14. Dezember 2025 zu sehen sein wird.

Carl Lohse, 1895 in Hamburg geboren, gilt heute als einer der eigenständigsten Vertreter des deutschen Expressionismus. Seine künstlerische Laufbahn verlief jedoch alles andere als geradlinig. Früh zeigte sich sein außergewöhnliches Talent, doch Lohse, der 1919 nach Bischofswerda kam, stand immer im Spannungsfeld zwischen schöpferischem Rausch und gesellschaftlicher Isolation. In den wenigen Jahren seines intensiven Schaffens nach dem Ersten Weltkrieg entstanden Werke von eruptiver Ausdruckskraft – Porträts, Landschaften und Kompositionen, die durch ihre leuchtenden Farben und radikalen Formen bestechen.

Sein Werk war zu Lebzeiten umstritten. Viele seiner Zeitgenossen konnten mit der ungezügelten Emotionalität und der formalen Kühnheit seiner Malerei wenig anfangen. Nach nur wenigen Jahren des künstlerischen Durchbruchs zog sich Lohse weitgehend aus der Kunstszene zurück. Erst spät wurde sein Werk wiederentdeckt – nicht zuletzt dank des Engagements der Stadt Bischofswerda, die ihm 1990 mit der Gründung der Carl-Lohse-Galerie ein dauerhaftes Denkmal setzte.

Farbe, Form und Gefühl

Die neue Sonderausstellung „Carl Lohse – Im Dreiklang“ rückt die drei zentralen Dimensionen seines künstlerischen Schaffens in den Mittelpunkt: Farbe, Form und Gefühl. In diesem Dreiklang offenbart sich das Wesen seiner Malerei – expressiv, kompromisslos und zutiefst menschlich.

Die Ausstellung vereint Werke aus unterschiedlichen Schaffensphasen des Künstlers und stellt sie in einen Dialog miteinander. Neben bekannten Gemälden aus der expressionistischen Hochphase zeigen Leihgaben und selten präsentierte Arbeiten neue Perspektiven auf Lohses künstlerische Entwicklung. Besucherinnen und Besucher können nachvollziehen, wie sich Lohses Stil vom intensiven, fast explosiven Farbauftrag seiner frühen Jahre hin zu einer ruhigeren Bildsprache in den späten 1950er Jahren wandelte.

Für Bischofswerda ist das Jubiläumsjahr mehr als ein Rückblick – es ist eine lebendige Auseinandersetzung mit Kunst, Geschichte und Identität. Die Stadt versteht sich längst als Zentrum der Lohse-Pflege, und die Galerie trägt entscheidend dazu bei, das Erbe des Künstlers auch künftigen Generationen zugänglich zu machen.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm: Führungen, Vorträge und Gesprächsabende beleuchten Leben und Werk des Malers aus kunsthistorischer und zeitgeschichtlicher Perspektive. Auch musikalische Veranstaltungen sind geplant, die den „Dreiklang“ als Leitmotiv der Ausstellung aufgreifen.

Ein Künstler von ungebrochener Aktualität

Carl Lohses Bilder wirken heute erstaunlich modern. Ihre expressive Farbgewalt und emotionale Direktheit sprechen ein Publikum an, das sich in einer von visuellen Reizen überfluteten Welt nach Echtheit und Intensität sehnt. Lohse, der einst als Außenseiter galt, erscheint heute als Vorläufer einer Kunst, die den inneren Zustand des Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Mit „Carl Lohse – Im Dreiklang“ setzt Bischofswerda dem Künstler ein würdiges Denkmal – und lädt dazu ein, einen der eigenwilligsten und zugleich faszinierendsten Maler der Moderne neu zu entdecken.